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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 72
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gehörte zu ihnen. Hornbach konnte gesund wachsen, bis es gegen 900 an
Laien vergeben wurde. Ab 972 waren wieder Benediktiner Äbte, und die
Abtei blühte im 11. Jh. auf.

Pirmin starb am 3. 11. 753 in Hornbach, fand hier sein Grab, und seine
Reliquien wurden häufig aufgesucht. Als sich die Abtei in der Reformation
1558 auflöste, rettete man die Reliquien zuerst nach Speyer und 1576
nach Innsbruck in die Dreifaltigkeits- oder Jesuitenkirche. Im Pestjahr
1611 wurde Pirmin zweiter Stadtpatron Innsbrucks. Er hätte wohl nie
gedacht, in wieviel irdischen Nöten er angerufen würde.

Pirmin hat seine geistliche Arbeit nicht „aus dem Ärmel geschüttelt".
Offenbar in der Zeit vor seinem Wirken im alemannischen Gebiet stellte
er sich die Grundgedanken seiner Unterweisung zusammen, genannt
..Scärapsus" oder „Dicta Pirmini", angelehnt an westgotische Quellen.
Das Büchlein ist schmal, aber sehr dicht: zuerst ein Abriß der
Heilsgeschichte, auf das für den Menschen Entscheidende eingestellt,
damit verbunden die Hinweise auf die Glaubensgeheimnisse und auf die
Anordnungen Jesu, zusammengefaßt in dem auf die einzelnen Apostel
verteilten Glaubensbekenntnis und eine Belehrung über die Aufnahme in
die Kirche. Mit Kap. 13 beginnt dann ein Aufweis christlichen Lebens,
denn der tauge nichts, „der nur den Namen hat, nicht aber die Werke".
Die Mahnungen am Schluß weisen eindringlich darauf hin, daß der
Christ den Glauben den Seinigen durch sein Leben und durch Unterweisung
weitergeben soll, daß er aber ebenso unbedingt sich selber ehrlich zu
richten, seine Sünden zu bekennen und zu büßen habe. Durchwoben von
Worten der Hl. Schrift bietet diese „Provianttasche" dem Priester und
dem Laien einen Uberblick über die entscheidenden Dinge, und einen
Spiegel, durch den er immer neu sein Denken und Leben korrigieren
kann241.

Wer sich mit Pirmins äußerem Wirken abgibt, staunt über die Reichweite
seiner Verbindungen mit den führenden Schichten im fränkischalemannischen
Gebiet. Von weitem erscheint manches wie ein Kontakt
mit gegensätzlichen Gruppen, in der Nähe wird oft das Streben um ein
Miteinander sichtbar, vor allem, wenn harte Vorurteile erkannt und
abgebaut sind 242. Dem Nachdenkenden wird aus den Fäden, die Pirmin
knüpft, gute Überlegung erkennbar. Pirmin Herzog Gottfrid und

241 Ursmar Engelmann. Der heilige Pirmin und sein Missionsbüchlein. Konstanz 1959. eingeleitet, lateinischer Text und
deutsche Ubersetzung.

242 Die Schwierigkeit eines Miteinanders wächst durch das Aufeinanderstoßen materieller Interessen, z. B. die
Spannung zwischen dem großen, aber schwach dotierten Bistum Konstanz und der in Otmars Zeit sehr gut situierten
Abtei St. Gallen. Jede Partei versucht, ihre Sicht und deren Begründungen durchzusetzen, wobei sich nur schwer ein
Umbiegen der Wirklichkeit vermeiden läßt. Später werden große Worte wieder abmontiert. So nimmt z. B. H. Büttner.
Christentum und fränkischer Staat in Alemannien und Rätien während des 8. Jahrhunderts. Darmstadt 1961,37 Anm.
1 das berüchtigte „Blutbad von Cannstatt" nicht für voll.

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