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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 80
(PDF, 129 MB)
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und es erfreut, daß einer ihrer Plätze bis heute in seinem Namen die
Erinnerung an die Gründer festhält, die Stadt Schotten 267.

884 legt eine Urkunde Kaiser Karls III. nochmals Besitz und Privilegien
der Abtei fest. Das Diplom verrät uns nichts vom inneren Leben des
Klosters. Verschiedene absichtslose Angaben beweisen jedoch einen
starken seelsorgerlichen Einsatz der Mönche, ganz besonders im Elsaß,
in kleinerem Maß auch in der Ortenau, und daß der Eifer für die Aufgabe
im Hessischen nicht erlahmte21'8, auch nicht, als sich gegen Ende des
11. Jh's die Abtei zu einem Chorherrenstift wandelte.

Wir wissen, wie begabt die Iren waren im Lehren und im Lernen, und wie
glänzend Columban formulieren konnte. Hönau ragt nicht heraus in den
Bereichen Schule oder Kunst.

Was in Hönau kaum erkennbar ist, leuchtet weit über den Oberrhein
hinaus in dem einflußreichen Kloster St. Gallen. Pirmin hatte hier so
wenig Zugang wie in Hönau. Trotz des Sturmes, der zum Tod Otmars
führte, half die Qualität des klösterlichen Lebens, daß St. Gallen einen
der Reichenau ähnlichen Weg nahm. Das frühe und unvermutete Hinscheiden
des genialen Abtes Walahfrid Strabo, weit weg von seinem
Inselkloster, ließ die St. Galler Schule einen Teil der Reichenauer
Leistungen übernehmen. Was wir dort als althochdeutsche Glossen
gefunden haben, gibt es auch in St. Gallen. Die Entwicklung geht aber
dann vom liturgischen Gesang her im Lateinischen weiter, im Tropus des
Mönches Tutilo und in den Sequenzen des gleichzeitigen Notker
Balbulus um 900 m\ Vom vielseitig begabten Tutilo stammen zwei in
Elfenbein geschnitzte Tafeln, in Buchdeckeln, eine Verherrlichung
Christi (39,8:23,5 cm) und ein Doppelbild: Aufnahme Mariä in den
Himmel und St. Gallus mit dem Bären, treu nach der Vita (32:15,5 cm),
eine wunderbar dichte, lebendige Darstellung27". In den Handschriften
selbst finden wir eine starke Freude am Ornament, viel Irisches samt der
weiten Verwandtschaft mit Altgermanischem, ja Äthiopischem271.

Tropen und Sequenzen, die einen mehr in loser Form, die anderen straff
gegliedert, sind lateinische liturgische Texte. Sie werden dem „Jubilus",
weit ausholenden melodischen Bewegungen, meist auf nur einem einzigen
Vokal, unterlegt, um an die Stelle der absoluten Melodie gesungene
Sätze zu stellen 272. Altes deutsches Sagengut wurde in lateinische
Hexameter gegossen. z.B. das Waltharilied. Um 930 bekam ein Kloster-

267 Reclams Kunstführer Bd. IV Stuttgart 1962. 676: Schotten (Hessen/Darmstadt, am SW-Abhang des Vogelbergs).

268 Kauss 90/91 u. 196/97. Burg. Duche 68. Gougaud wie in (266).

269 Siehe bei Nadler. 51.

270 Wilhelm Pinder, Die Kunst der deutschen Kaiserzeit, 1952 Bildband Tafel 31 und 33 S. 458; Textband S. 102.

271 Abbildungen von Werken in der Stiftsbibliothek St. Gallen bei Ludwig Bieler. Irland, 5. 7, 22, 23, 51, 71, 100, 126-127.
145; Salzer, 36 und 105; Wolfram v. d. Steinen. Homo caelestis. Bildband 73b. 75, 87a. 197b; Erklärungen im Textband.

272 Salzer. 99 100. Nadler 51.

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