Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 332
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0332
Der englische Kronprätendent und die Resignation Abt Bernhards

Am 29. September 1756 fuhr eine vierspännige Kutsche mit zwei Fremden
im Benediktinerhabit in den Schwarzacher Klosterhof. Der eine war der
Konventuale P. Simon aus dem Kloster Schöntal, der andere nannte sich
P. Casimir, wäre aber in Wirklichkeit, wie er nach und nach unter dem
Siegel der Verschwiegenheit durchblicken ließ, der inkognito reisende
englische Kronprätendent. Im Kloster Schwarzach wollte er auf sein
Gefolge warten. Während vier Wochen hielt er das Kloster in Atem,
verteilte große Trinkgelder, ließ sich hier und im Kloster Lichtental
fürstlich aufwarten, in Ettlingen vom dortigen lichtentalischen Schaffner
mit Pferd und Kutsche versehen, bis er schließlich von der badischen
Regierung festgenommen, als Erzbetrüger und Hochstapler entlarvt und
zu einer 10jährigen Galeerenstrafe verurteilt wurde. Die Episode von
dem hochstaplerischen englischen Kronprätendenten ist in einer
Schwarzacher Handschrift überliefert16?. Ihr Verfasser, wahrscheinlich
der Konventuale Beda Dilg, verband die Vorgänge um den Kronprätendenten
mit einer Schilderung der inneren Wirren, die schließlich zur
Absetzung des Abtes Bernhard führten, wobei der spätere Abt Anselm
Gauckler, ein Konkurrent Dilgs, bei der fälligen Abtwahl, als serviler
Diener des Hochstaplers angeprangert wurde. Während des vierwöchigen
Aufenthalts des „englischen Kronprätendenten" herrschte große
Unruhe im Konvent. Der Subprior Gallus Durner und Pater Edmund
Huck waren die Anführer der Unzufriedenen. Schließlich wurden die
Klagen gegen den Abt nach der Darstellung Dilgs auch ihm als Prior
zugetragen.

Man warf dem Abt vor, er vernachlässige die Gerechtsame des Klosters,
führe den Prozeß gegen Baden nur schläfrig und besorge die Ökonomie
des Klosters schlecht. Man verlangte eine bischöfliche Lokalvisitation.
Der Abt wandte sich an den Visitator der Kongregation, den Prälaten von
Gengenbach. Dieser nahm am 24. November 1757 eine Visitation vor. Im
Visitationsrezeß wurden strengerer Gehorsam gegen Abt und Prior und
die Abstellung einiger Mißbräuche verlangt. Dilg versah das Prioramt
danach noch ein Vierteljahr und wurde 1758 zur Betreibung des Prozesses
nach Wetzlar gesandt. Während dessen Abwesenheit schrieb Anselm
Gauckler in einem dreifach verfertigten Tagebuch die Vorgänge im
Kloster und die Versäumnisse des Abtes auf. Am 10. März 1760 kam
plötzlich eine bischöfliche Visitationskommission ins Kloster. Am
17. Mai legte der Abt die Verwaltung nieder. Ein Koadjutor wurde ihm
zur Seite gestellt. Am 29. April 1761 resignierte Abt Bernhard endgültig.

167 GLA 66/607.

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