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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 412
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Salem, der seinerseits für Lichtenthai beim Generalkapitel in Citeaux
eintrat. Dieses verfaßte eine Appellation an den Kaiser Matthias. Das
Schreiben ist unterzeichnet vom damaligen Generalabt Nicolaus Bou-
cherat und den Definitoren, die sich darin als Seiner Majestät „humillimi
capellani et servi" bezeichnen40.

Trotz ständiger Sorge um die Zukunft der Abtei, ließ Frau Margaretha
Stülzer 1602 im Klosterhof den großen achteckigen Brunnen mit der
Mariensäule erstellen. Auch gestaltete der elsässische Künstler Thomas
König 1606 in ihrem Auftrag für die Kirche eine erkerförmige steinerne
Kanzel mit einem lebendig anmutenden Flachrelief des heiligen Bernhard
von Clairvaux.

Da das Reichsoberhaupt damals keinen Einfluß mehr auf andersdenkende
Fürsten besaß und seine eigene Macht von geistigen und politischen
Umwälzungen bedroht sah, war es ihm nicht möglich, Lichtenthai gerade
jetzt seinen unmittelbaren Schutz zu gewähren. Kaiser Ferdinand
entschied aber 1622, nach der für die Liga siegreichen Schlacht bei
Wimpfen, im Erbstreit der Markgrafen zugunsten Wilhelms von Baden,
wodurch auch für Lichtenthai der Weiterbestand gesichert war.

Indes entwickelte sich der deutsche Religionskrieg zum Machtkampf in
Mitteleuropa, der über die Bevölkerung namenloses Elend brachte. Auch
Lichtenthai wurde mehrmals von Schweden und Franzosen geplündert,
und der Konvent mußte in den Wäldern der Umgebung Schutz suchen.
Kirche und Klostergebäude blieben jedoch auch in dieser schweren Zeit
unversehrt. Als Symbol starkmütigen Vertrauens während des Dreißigjährigen
Krieges steht heute noch in der Fürstenkapelle die Lichtenthaler
Schlüsselmadonna. Es ist dies eine wiederholt renovierte Holzstatue
aus dem 14. Jahrhundert, der die Äbtissin damals - und später
wiederum im Zweiten Weltkrieg - die Schlüssel des Gotteshauses
anvertraute.

Markgraf Wilhelm von Baden setzte alles daran, die Kriegsschäden im
Lande zu heilen. Um den Bildungsstand der jungen Generation zu heben,
gründete er bei den ehemaligen Lichtenthaler Patronats- und späteren
Stiftskirchen in Baden und Ettlingen41 je ein Jesuitenkolleg.

Als er 1677 starb, folgte ihm sein Enkel Ludwig Wilhelm in der Regierung.
Er führte weiter, was Wilhelm von Baden zur Restauration des Landes
unternommen, bis ihn 1683 das Anrücken der Türken vor Wien in den
Dienst Kaiser Leopolds I. berief.

Während er die Eindringlinge in jahrelangen Kämpfen aus dem Donauraum
vertrieb, löste der Sonnenkönig Ludwig XIV. im Westen des

40 Statuta, Canivez, VII 322, 1613 V 6 nr. 128.

41 1632 Jesuitenkolleg in Baden, 1663 in Ettlingen.

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