Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 456
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Jensen in „der Schwarzwald" 1890. Es war dies eben eine Zeit, in der
solche Geschichten zum „guten Ton" gehörten.

Was war nun aber der Anlaß, daß in den Jahren 1323-25 eine einzelne
Frau in eine solche Wildnis ging, um zunächst allein und dann mit ihren
Gefährtinnen hier dem Herrn ein Haus zu bauen, in einer Wildnis, in der
sie bis zur Vollendung dieses ersten Klösterleins, aus Furcht vor Bären,
Luchs und Wölfen sich ein Obdach auf Bäumen einrichteten?

Man stelle sich dies einmal vor, daß zwei oder drei Mädchen unsres
Bekanntenkreises allein in einen Urwald gingen, um dort sich niederzulassen
! Kaum weniger gefährlich war es damals!

Es muß schon eine gewaltig überzeugende Vision gewesen sein, die der
einfachen Frau aus dem Bauernvolk den Auftrag gab „Luitgard, du sollst
Mir ein Haus bauen und 34 Menschen zu dir nehmen..."

Es war die Zeit der Hochblüte der Mystik, nimmer die Zeit, in der
Fürstlichkeiten Klöster stifteten, dabei an Urbarmachung des Landes, an
fromme Fürbitte und eine eigene Grablege für ihr Haus denkend, wie dies
im 11. Jahrhundert besonders zu Klostergründungen führte.

Hier war es ein mittelloses Bauernmädchen, das wohl im Vortal vor
Wittichen um 1290 geboren wurde, im Elternhaus viel Gutes sah und
lernte, von der nahen Burg Wittichenstein jedoch nicht immer Erbauliches
sehen mußte, das eine besondere Liebe zu Armen, Bettlern,
Gefangenen und Notleidenden hatte, auch in echt franziskanischer Art
eine besondere Liebe zu den Tieren.

Mit 12 Jahren wollte und durfte Luitgard ins Beginenklösterlein im
Rankachtal bei Oberwolfach eintreten, um sich dort in frommer
Gemeinschaft mit allen guten Werken zu üben.

Wann jenes Beginenklösterlein entstand, ist bis jetzt unbekannt
geblieben. Sollte es zurückgehen, wie die Sage erzählt, auf ein Kirchlein,
das hier entstand, als die sündige Bergwerkssiedlung Benau auf dem
Schwarzenbruch untergegangen war, oder an der Einmündung des
Kurzenbachtales in den Rankach, an einem sicher uralten Übergang vom
Harmersbachtal her, an der Stelle, wo ein von dort kommender
Glaubensbote schon ein kleines Kirchlein erstellt hatte? Man kennt auch
nicht das Ende jenes Klösterleins. Das Kirchlein desselben, das „Räppele
im Rankach" steht heute noch, und man sieht dem zugemauerten
einstigen Chorbogen an, daß er einmal von einem Langhaus ins Chor
führte. Auch heißt es in einer Urkunde des Landgrafen Maximilian Franz
von Fürstenberg vom 28. Oktober 1679 anläßlich seiner Stiftung beim
Wiederaufbau der Wolfacher St. Jakobskapelle „auch das Jenige Kirchle
im Range, Oberwolfach Vogtey, so anfänglichen die seelige Leidgardis

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