Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 590
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heiligen Franz von Assisi verstanden und unter Zustimmung des
Erzbischofs durch Gelübde verpflichteten. Die Zahl der zu Betreuenden
wuchs ständig, aber auch die Mithelfenden der Gemeinschaft. Um die
Kinder zu unterrichten, wurden einige der Schwestern zu Lehrerinnen
ausgebildet. Diese große finanzielle Belastung war nur zu verkraften
durch die hingebende Opferbereitschaft des Pfarrers Lender. Zusätzlich
gingen die Schwestern weitum auf Bettelreisen. Die ersten Schwestern
waren fast alle aus der näheren Umgebung.

Was in der Stille gut, wenn auch durchweg in den Bedrängnissen von
Armut und äußerer Not begonnen hatte, wurde Anfang der Siebziger
Jahre aufs schwerste bedroht. Im Zuge des im eben begründeten
Bismarckschen Reiches unter Preußens Führung wurde der Kulturkampf
gegen die katholische Kirche entfacht, der eine angebliche
Bedrohung der deutschen Einheit durch das Papsttum abwehren sollte.
Zu den damals auch im Badischen erlassenen Bestimmungen gehörte ein
Schulgesetz, das allen Ordensangehörigen das Unterrichten verbot.
Pfarrer Lender, der selbst intensiv politisch tätig, seit 1869 Abgeordneter
der Badischen Katholischen Volkspartei im Karlsruher Landtag war,
mußte voraussehen, daß diese Bestimmung das Ende des Waisenhauses
Schwarzach bedeutet. Denn ohne den Unterricht der Schwestern war es
nicht zu halten; durften sie aber als Ordensangehörige nicht unterrichten
, mußte man sie dieser Eigenschaft berauben, um nicht den
staatlichen Einspruch zum Opfer zu fallen. Er beantragte darum 1872
selbst bei dem Bistumsverweser Kübel, die Schwestern von ihren
Gelübden zu entbinden, um der Gemeinschaft den Ordenscharakter zu
nehmen. Der Bitte Lenders wurde entsprochen und den Schwestern die
Wahl gelassen, entweder die Gemeinschaft zu verlassen und nach Hause
zurückzukehren oder nun ohne Gelübde weiterhin zu bleiben oder
wegzuziehen, um sich anderwärts einer Gemeinschaft anzuschließen
oder neu zu beginnen. Von der Möglichkeit auszutreten hat offenbar
niemand Gebrauch gemacht; die meisten blieben auch ohne die Bindung
durch Gelübde dem bisherigen Dienst an den Waisenkindern in der
Schwarzacher „Rettungsanstalt", wie man damals sagte, weiterhin
verbunden. Die Oberin aber, Alexia (Franziska) Holl,4 gebürtig aus einer
bäuerlichen Familie des Bühlertales5 und zwei ihrer Mitschwestern
wählten lieber den Ordensberuf als das Verbleiben bei den bisherigen
Aufgaben. Sie hatten den Mut, nach Nordamerika auszuwandern in das
Land der Freiheit, wo der Tätigkeit von Ordensangehörigen auch in der
Schule keine Hindernisse in den Weg gelegt wurde. Mittellos in einer
neuen Welt gelang es ihnen einen Anknüpfungspunkt zu finden, als sie
am 28. April 1874 in New Cassel im Staate Wisconsin (westlich des

4 Vgl. die in Arno. 3) angeführte Literatur und: Auftrag und Wagnis (Erlenbad 1974).

5 Borgia 20

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