http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0041
wurden. Solche Herkunftsbezeichnungen meinen immer den Sitz des
Geschlechts, den Ort also, wo es Haus und Hof gehabt hat. Das aber kann
im 11. Jahrhundert tatsächlich noch ein Hof gewesen sein, ein
sogenannter Herrenhof, der inmitten eines Dorfes gelegen war, dessen
Name dann auch die Herkunftsbezeichnung für die Adelsfamilie abgab.
Adeliger Wohnsitz waren damals in steigendem Maße auch schon
Burgen, die ihrerseits Namen erhielten, so daß dann der Burgname zur
Herkunftsbezeichnung für den dort gesessenen Adel wurde.
Die Wolfacher machen es uns in dieser Beziehung nicht einfach. Ihr „von
Wolfach" ist weder eindeutig als Bezeichnung für ein Dorf, noch für eine
Burg zu identifizieren. „Wolfach" ist im Grunde ein Gewässernamen,
„Wolfbach" oder „Wolfwasser" - er lebt ja für die „Wolf noch immer
weiter , und dieser Gewässernamen wurde dann einfach auf einen
Wohnplatz übertragen. Dieser ist schon 1084 erwähnt, wir wüßten aber
gerne, ob er einen in einem Dorf Wolfach gelegenen Herrenhof meinte,
oder ob er schon eine Burg bezeichnete, nämlich die heute „Alt-Wolfach"
genannte Ruine. Beide dieser Möglichkeiten könnten in Betracht
gezogen werden, für beide gibt es Anhaltspunkte in den schriftlichen
Quellen. So gab es tatsächlich ein „Dorf Wolfach", das 1148 der Ort war,
an dem Friedrich III. die Hausacher Kirche an St. Georgen vergeben hat.
„Wolfach", nämlich „Castrum Wolfach" hieß auch die Burg, die aber
recht spät, erst im Jahre 1272 im Zusammenhang mit jener Wunderhenne
erwähnt wird. Ob sie sich jedoch schon hinter der Herkunftsbezeichnung
„Wolfach" des Jahres 1084 verbirgt, ist anhand dieses Quellenmaterials
nicht zu erkennen.
Eine Klärung könnte nur auf ganz anderem Wege versucht werden,
nämlich über eine Untersuchung der Burg an Ort und Stelle, das will
heißen, durch eine Datierung ihrer Überreste mittels burgenkundlicher
und archäologischer Methoden.
Schon eine oberflächliche Betrachtung der Ruine „Alt-Wolfach" zeigt
einige Anhaltspunkte, die für ein höheres Alter als das 13. Jahrhundert
sprechen. Während damals, in der Blütezeit des staufischen Burgenbaus,
die gewünschte Klarheit der äußeren Form durch möglichst rechteckige
Grundrisse verwirklicht wurde, zeigt unsere Burg eine polygonale
Grundform, d. h. ein Oval mit vielfachen Knicken. Mauern aus Buckelquadern
, ein weiteres Hauptkennzeichen des 13. Jahrhunderts, fehlen bei
ihr ganz. Dafür weisen die glatten Hausteine im geschichteten Verband,
wie sie am Stumpf des Bergfrieds noch zu sehen sind, ebenfalls weiter
zurück, jedenfalls früher als das 13. Jahrhundert. Ob aber diese und
andere Merkmale tatsächlich von einem Bau des 11. Jahrhunderts
stammen, das könnte nur mit Hilfe einer wissenschaftlich einwandfrei
durchgeführten Grabung geklärt werden. Und so soll an dieser Stelle eine
Anregung gegeben werden: Wenn demnächst die vom Wolfacher Stadtrat
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