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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 41
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noch besitz- und herrschaftsfreie Räume, die sich durch energische
Rodungsunternehmen doch noch wirtschaftlich und politisch organisieren
ließen. Es ist gerade das 11. Jahrhundert, seit dem sich beobachten
läßt, daß adelige Familien von allen Seiten Rodungs- und Siedlungsunternehmen
in den Schwarzwald vorgetragen haben. Die Urwaldgebiete um
die Enz und um die Nagold beispielsweise wurden etwa seit 1050 von den
Grafen von Calw erschlossen. Im Alb- und Murgtal waren es die Grafen
von Eberstein, die sich des Mittels des Landausbaus zur Schaffung einer
allodialen Herrschaft bedienten. Diese Beispiele ließen sich aus dem
mittleren und südlichen Schwarzwald beliebig vermehren, auch aus
unserer nächsten Umgebung, wo die Herren von Hornberg etwa seit 1100
das Gutachtal erschlossen haben. Alle diese Beispiele lehren, daß der
Schwarzwald tatsächlich unbesiedelt und ungerodet war, daß er seit dem
11. Jahrhundert aber in großem Stil wirtschaftlich und politisch
erschlossen wurde, daß hier Kolonisationsvorgänge stattfanden, die den
Wald zum Kulturland umwandelten.

Und das obere Kinziggebiet? Es stellt innerhalb dieser Entwicklung
keine Ausnahme dar. Im Gegenteil, auch hier wurde erst gerodet,
erschlossen und kolonisiert, bevor die ersten Siedlungen lebensfähig
waren. Zu ihnen gehörte das Hofgut Alpirsbach im obersten Teil des
Tales, das dann später im Jahre 1095 zu einer Klostergründung zur
Verfügung gestellt wurde. Es war vermutlich von den Grafen von Sulz,
also einem ebenfalls im Altsiedelland ansässigen Geschlecht, angelegt
worden, im Zuge eines Siedlungsvorstoßes in den angrenzenden Wald.
Überhaupt spielten diese Sulzer Grafen in unserer Gegend eine überragende
Rolle. Auf Grund ihres Grafenamtes verkörperten sie die oberste
politische Gewalt, waren sie die Vertreter des Königs, von denen alle
politischen Maßnahmen im oberen Kinziggebiet ausgingen. Mit gutem
Recht wird man also in ihnen die treibende Kraft für die Erschließung
dieser Landschaft sehen dürfen.28

Bisher ungeklärt ist die Rolle, die unsere Herren von Wolfach in diesem
Zusammenhang gespielt haben. Dabei ist sicher, daß auch sie das Gebiet
ihrer nachmaligen Herrschaft erst einmal roden und kolonisieren
mußten, das heißt, daß auch sie mit von ihnen abhängigen Leuten einst
aus dem Altsiedelland in den Wald gezogen waren, um hier in unserer
Gegend die Täler und Hänge für eine bäuerliche Nutzung zu erschließen.
Die Früchte dieser Mühen sind für uns schon Ende des 11. Jahrhunderts
zu erkennen, als eine ganze Reihe dieser Siedlungshöfe an das Kloster St.
Georgen abgegeben wurde. Vollkommen unklar ist nur der Zeitpunkt, zu
dem die Wolfacher in unsere Gegend gekommen sind und mit ihrer
Erschließung begonnen haben; ein ungeklärtes Problem ist auch ihr

28 Wie Anm. 18.

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