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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 44
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der königlichen Verfügungsgewalt, die in unserer Gegend eben diesen
Sulzer Grafen zustand. Zu dieser politischen Voraussetzung paßt die
Herkunft der Wolfacher vom oberen Neckar sehr gut, stammten sie damit
doch direkt aus dem Machtbereich und der näheren Umgebung der in
Sulz gesessenen Grafen. So kann mit gutem Grund davon ausgegangen
werden, daß unsere Adelsfamilie nicht ohne Einwilligung der Sulzer in
den Wald gezogen ist, im Gegenteil, daß sie vielleicht sogar auf ihre
Anregung und mit ihrer Hilfe gekommen sind mit dem Auftrag und Ziel,
die äußerste Ecke des Sulzer Grafschaftsgebietes der Erschließung
zuzuführen. Es spricht vieles dafür, die Herrschaft Wolfach als ursprünglichen
Bestandteil der Grafschaft Sulz zu betrachten, die noch in der
ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts das gesamte obere Kinziggebiet
umfaßte. Es muß im Interesse der Grafen gewesen sein, die dortigen
Waldgebiete einer wirtschaftlichen Nutzung zuzuführen, ein Ziel, für das
sie eine Adelsfamilie aus ihrer nächsten Umgebung beauftragen konnten
. Diese aber hatte die Chance, durch Rodung nicht nur Land zu
gewinnen, sondern durch die Ausübung der Hoheitsrechte eine eigenständige
Herrschaft aufzubauen. Es ist offensichtlich, daß die Wolfacher
diese ihre Aktivitäten nicht ohne höchste Billigung entfaltet haben, da in
ihren Händen auch der Blutbann, die hohe Gerichtsbarkeit in ihrem
Herrschaftsgebiet, nachzuweisen ist. Dieses Recht konnte aber nur
direkt vom Reich und vom König zu Lehen getragen werden. Man hat in
Bezug auf unsere Wolfacher und ihre Herrschaft auch schon von „Okkupation
des Waldes" gesprochen,32 eine Ausdrucksweise, die die rechtlich
nicht abgesicherte Besetzung ihres Gebietes andeutet. Der Hinweis auf
ihre Herkunft und ihre Beziehungen zu den Grafen von Sulz lassen eine
solche Deutung wohl nicht mehr zu, sie erhellen im Gegenteil den
landschaftlichen und den politischen Hintergrund, vor dem sich ihr Zug
vom Altsiedelland in die Waldgebiete der oberen Kinzig abgespielt hat.

Dieser Rahmen der wolfachischen Beziehungen und Aktivitäten verändert
und erweitert sich nun in der Zeit nach 1100. Hatte schon die
Gründung der Reformklöster ein neues Element in ihre nächste Umgebung
gebracht, so wird die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts immer
stärker durch die Macht und Ausstrahlung eines durch den Herzogstitel
ausgezeichneten Hochadelsgeschlechts geprägt. Gemeint sind die Zähringer
, die sich den südlichen und mittleren Schwarzwald als Basis für
eine ganz neu geartete Politik ausgesucht hatten. Durch den Bau von
Burgen, die Gründung von Städten und den Erwerb der Vogteien über die
Schwarzwaldklöster betrieben sie eine Territorialpolitik großen Stils, die
auf die Beherrschung des Schwarzwaldes abzielte. Hier schufen sie den
ersten Flächenstaat der deutschen Geschichte, den sog. „Staat der

32 Th. Mayer, Die Besiedlung und politische Erfassung des Schwarzwaldes im Hochmittelalter, in: Mittelalterliche
Studien, Darmstadt 1963, S. 404^124, hier S. 420.

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