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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 57
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0059
dieses Ortes und der Barbara Jäglin, rechtmäßige Eheleute, der auch am
heutigen Tag geboren ist. Taufpate war Herr Jacob Winterhalter, Präfekt
dieser Stadt, und Taufpatin war die Maria Franziska Gäbelin, die
Ehefrau des Valentin Soler, Bürgers und Wundarztes dieser Stadt. Diese
alle haben mit mir zusammen mit eigener Hand unterschrieben.

Da wir nur sehr wenig über die Familie und überhaupt über die
Jugendzeit von Büß wissen - zumindest ist es meiner Kenntnis nach nicht
genügend aufgearbeitet7 -, möchte ich versuchen, die Struktur von
Wirtschaft und Gesellschaft dieser Stadt ganz knapp zu skizzieren, wie
diese den jungen Büß geprägt hat und zwar so stark geprägt haben muß,
daß er sein ganzes Leben diesen Prägestempel nie verleugnen konnte:
Zehn Jahre nach dem Ende der reichsstädtischen Herrlichkeit von Zell,
das 1803 markgräflich badisch geworden war, schreibt Kolb in seinem
„Lexicon von dem Großherzogtum Baden" über diese Kleinstadt: „Den
Einwohnern fehlet es gänzlich an Commerz und andern hinlänglichen
Nahrungsquellen. Das karge Erdreich und das rauhe Klima gewährt dem
Bewohner desselben kaum soviel, als er nöthig hat, um sich nothdürftig
durchzubringen. Doch ist zunächst in der Stadt noch ein Hammerwerk in
Betrieb, und in der Vorstadt wird schönes Steingut und gutes Fayence
fabriciret."8 Bei aller zentralörtlichen Funktion, die der Reichsstadt Zell
für das Nordrachtal und für Biberach, Ober- und Unterentersbach - also
sein Territorium - zukam, muß diese Stadt als sog. Ackerbürgerstadt
bezeichnet werden, d. h. die knapp über 800 Bürger um 1800 lebten als
Handwerker und Kleinbauern, produzierten für einen bescheidenen
lokalen Markt und waren überdies für die Sicherstellung der Nahrungsgrundlage
auf die Agrarprodukte der größeren Bauern ihres Gebietes
angewiesen. Handwerk, das in Zünften organisiert war, und Landwirtschaft
bestimmten um diese Zeit überwiegend das Bild.9 Aber der junge
Büß empfing auch erste Eindrücke bescheidener unternehmerischer
Aktivitäten, wie diese sich z. B. in der Errichtung der Steingut- und
Fayencefabrik 1805 in der Vorstadt (vor dem oberen Tor) niederschlugen.
Die Dominanz der durch das Handwerk bestimmten Gewerbeverfassung
ist das bleibende Erlebnis für Büß, dessen Vater wohl wie die übrigen
Schneider der Schneiderzunft auch auf die Stör bei den großen
Bauernhöfen der Täler ging. Diese eigenartige, fast doppelbödig zu
bezeichnende Struktur mag manches aus dem zwiespältigen Bild des
Prof. Büß erklären: „Die Handwerker, die hier saßen und den Rat selber

7 P. Adalbert Ehrenfried. Franz Josef Ritter v. Büß. Zum 100. Todestag. Zell 1978. Otto B. Roegele, Franz Josef Buss
(1803-1878). Kirchenfreiheit, soziale Frage und demokratische Bewegung, in: Internationale Katholische Zeitschrift 7.
1978, 563 572; Julius Dorneich, Franz Josef Buss und die Katholische Bewegung in Baden (= Abhandlungen zur
oberrheinischen Kirchengeschichte Bd. 7. Freiburg i. Br. 1979).

8 Die Urteile von Kolb sind öfters wenig differenziert. Man müßte in jedem Fall derartige Feststellungen nochmals
genau überprüfen.

9 Vgl. Godehard Grimm. Zell am Harmersbach: Versuch einer Stadtgeographie mit dem Schwerpunkt auf der
Bevölkerung und Wirtschaft des 19. und 20. Jahrhunderts. Zell a.H. 1970, 43ff.

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