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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 62
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wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Szenerie, besonders wenn er die
internationale Situation miteinbezog, war unverkennbar, daß auch und
gerade das Großherzogtum Baden mit dem Anschluß an den deutschen
Zollverein zugleich den Anschluß an die frühindustrielle Entwicklung in
den preußischen Westprovinzen im Rheinland und an der Ruhr gewonnen
hatte. Wir wissen heute, daß das Jahr 1836/37 gerade für die Investition
von Industriekapital aus der Schweiz und aus Frankreich in Baden
entscheidend geworden ist. Wenn wir bei Büß lesen: „Ein solches Land ist
Baden, dessen wachsender Industrie sein Anschluß an den teutschen
Zollverein zum Ersatz für vorübergehende Opfer einen großen Markt
geöffnet hat. Daß diese Erweiterung des Marktes auf die inländische
Industrie hebend zurückwirken werde, ließ sich voraussehen. Die
Erfahrung bestätigt diese Voraussicht. In schneller Folge erheben sich
Fabriken in allen Theilen des Landes", wenn wir dies bei Büß lesen, dann
kann, vom heutigen Erkenntnisstand aus gesehen, nicht mehr behauptet
werden, Büß sei mit seiner Forderung nach einer Fabrikpolizeiordnung
dem tatsächlichen Entwicklungsstand nicht gerecht geworden. Er ist
freilich dem Einsichtsvermögen der politisch Verantwortlichen und der
politisch Kompetenten nicht gerecht geworden, da die liberalen Vorstellungen
von einer sich selbst steuernden Wirtschaftsgesellschaft so
mächtig waren, daß Gedanken, wie sie Büß äußerte, kein Klima des
Verständnisses finden konnten. Was Büß zuvörderst bewegte, war die
Konzeption von der organischen Ausgeglichenheit der einzelnen Sektoren
des Erwerbslebens, deren Gewährleistung vornehmste Aufgabe des
Staates sei. Landbau, gewerbliche Wirtschaft und Handel bilden diese
Einheit und stehen in engster Korrelation in einem zu stabilisierenden
Wechsel Verhältnis.

„Weder der Landbau, noch das Gewerk, noch der Handel soll sich
ausschließlich zum Betriebe drängen. Es besteht ein Organismus der
wirthschaftlichen Thätigkeit, welcher alle drei Betriebe nach einem
innern, durch Oertlichkeit und Zeit bedingten Gesetze verschmelzt. Nur
das Maaß, in welchem nach den gesammelten Verhältnissen eines Landes
jeder der drei Wirthschaftszweige auftritt, ist verschieden. Die geographische
und klimatische Lage, die geognostische Beschaffenheit und
Gestaltung, die politischen Verhältnisse des Landes bestimmen dieses
Maaß. Das Meiste ist hier relativ. Jedoch ist zum Voraus ein Land
glücklich zu nennen, welche die Hauptquelle seines Wohlstandes im
Landbau findet und Gewerb und Verkehr mehr nur zur ergänzenden
Benützung der Natur- und Menschenkräfte verwendet; denn ein solches
Land ruht kummerlos am treuen Busen der Natur, stets versorgt und
geschützt gegen die Unverläßlichkeit künstelnder Verirrung."

Hier tritt uns natürlich ein sehr wirtschaftskonservatives Bild entgegen,
in dem die Züge einer unversehrten mittelalterlichen Wirtschaftsverfas-

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