Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 71
(PDF, 62 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0073
antwortete, dann mochte dabei das Grenzlandbewußtsein dieser beiden
Regionen und damit ihr Bedürfnis nach Geborgenheit in einem größeren
Vaterland mitgewirkt haben.

Gewiß hat die preußisch-deutsche Reichsgründung von 1871 das Bedürfnis
nach Sicherheit vor den seit zwei Jahrhunderten immer wiederkehrenden
Brandschatzungen, Plackereien und Plünderungen durch
fremde Heere befriedigt. Aber war damit das große historische Erlebnis
von 1848/49 mit seinen Grundforderungen nach demokratischen Rechten
und sozialer Gerechtigkeit vergessen? Und all die Demütigungen durch
preußische Truppen, die den national-revolutionären Aufstand vom
Frühjahr 1849 niedergeschlagen und mit den Exekutionen in Rastatt
beendet hatten? Natürlich beschäftigte jene Revolution und Konterrevolution
die Gemüter noch lange. Das fand auch seinen Niederschlag im
Büchlein des jungen Engelberg, der hier zurückhaltend, aber mit
deutlicher Sympathie für seine verfolgten Landsleute notierte: „Während
der Revolution im Jahre 1848 und 49 ging es hier gerade auch nicht
am schönsten zu. Wegen Mißhandlung eines Gendarmen war ein Bataillon
preußische Infanterie sechs Wochen hier. Sie brachten es aber nicht
heraus, wer es gewesen war. Nach der Schlacht bei Gernsbach am 29. Juni
1848 kamen die aufständischen Soldaten auf der Flucht auch durch
Haslach. Die meisten waren in der Nähe zu Hause und gingen deshalb
dahin. Sie hatten die Mäntel und Hosen ganz zerfetzt vom Gebüsch, sie
wurden angehalten und wieder nach Offenburg transportiert... Am
6. Juli kamen 6 000 Mann preußische Soldaten als Exekution hierher. Den
Vortrab bildete eine Schwadron Husaren. Diese sprengten im Galopp
durch die Straßen und besetzten denjenigen Bürgern die Häuser, welche
sich an der Revolution beteiligt hatten. Einige konnten aber noch
rechtzeitig die Flucht ergreifen. Die Soldaten blieben zwei Tage hier
einquartiert... Der Bürgermeister war angeklagt, Waffen verheimlicht
zu haben und sollte deshalb erschossen werden. Es war aber kein näherer
Beweis vorhanden."

Die Angaben und Daten dieser Aufzeichnung halten einer quellenkritischen
Überprüfung nicht ganz stand.3 Dennoch ist das hier Niedergeschriebene
für uns interessant; denn es gab offensichtlich wieder, was in
den Familien, den Freundeskreisen und den Gastwirtschaften des Städtchens
erzählt wurde. Auch dort überwog wohl das Anekdotische gegenüber
allgemeinen Schlußfolgerungen, zu denen schließlich auch ein
Vergleich gehörte zwischen jenen national-demokratischen Verfassungsvorschlägen
, für die auch manche Kinzigtäler 1849 mit der Waffe

:l Vgl. Manfred Hildenbrand. Chronologie der Geschichte Haslachs, S. 169ff., insbesondere S. 171, in: ..Haslach im
Kinzigtal. Aus Geschichte und Brauchtum", Hrsg. anläßlich der 700-Jahrfeier der Verleihung der Stadtrechte von M.
Hildenbrand. 1978.

71


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0073