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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 81
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Arbeitskraft ergänzt und gewissermaßen unterstützt - auch durch relativ
frühe Entscheidungen der arbeitenden Kräfte.

Nicht lange unterbrach der Wandergeselle Engelberg seine vielseitige
Lehre in der Fremde, um in der väterlichen Werkstatt auszuhelfen. Kaum
hatte er Ende 1881 das Kinzigtal wieder verlassen, da berichtete ihm der
Vater, der stets gerne den goldenen Mittelweg einschlagen mochte, nach
Karlsruhe: Tante Marie, die zu Besuch aus Basel ist und jeden Tag in die
Kirche geht, „hat nun den festen Vorsatz in ein Kloster einzutreten. Da
wir dies nicht billigen, führt es öfters zu Plänkeleien... Es wäre gut,
wenn sie ein Teil ihrer Frömmigkeit Dir gebe, da Du bekanntlich zu wenig
hast,..." Wahrscheinlich froh, in den familiären „Kulturkampf nicht
hineingezogen zu sein, nahm Engelberg Junior von Karlsruhe aus doch
die Richtung Frankfurt, wo er zwar keine gute Arbeit fand, aber die
große, alte und neue Stadt - da hatte der Vater doch recht gehabt - hatte
viel Anziehendes und Anregendes. Da kratzte man gelegentlich auch
Geld zusammen, ja griff sogar die eiserne Reserve an, um eine Reise nach
Würzburg und bis nach Nürnberg machen zu können. Mit zwei „fast
gleichaltrigen Burschen", einem Haslacher und einem Hannoveraner,
besuchte er alle „Sehenswürdigkeiten: Sammlungen, Museen, Zirkus,
Tiergarten" und er „speziell Theater und Opernhaus". Das bedeutete: „In
letzteren wurden bei mir der Grund der Interessen für Theateraufführungen
überhaupt gelegt, auch für Laientheater in Vereinskreisen".20

Sehr bald nahm er von Frankfurt aus Verbindung mit einem seiner
Winterthurer Freunde auf, der ihm schon am 26. März 188221 antwortete
und ihn belobigte, daß er „wieder ein wenig in der Fremde" sei, was er
ganz in der Ordnung fände, „denn wenn man jung ist, muß man reisen".
Etwas haushälterisch mahnte er ihn allerdings: „Nur gehe nicht zu
häufig in die Oper oder in den Zoologischen Garten, sonst kommst Du mit
Deinen 4 Mark Wochenlohn nicht aus." Aber dann berichtete er, wie die
Vereinstätigkeit weitergegangen und wie die Kameraden - eine Woche
vorher - die „Märzfeier" unter der „selbstverständlichen" Mitwirkung
der Turner begingen, also das Andenken an die 48er Revolution hochhielten
und ein Schauspiel „Die Macht der Arbeit" in 4 Akten von Paul
aufführten. Auf seinen Wunsch, den in der Schweiz gedruckten und in
Deutschland illegal verbreiteten „Sozialdemokrat" zu abonnieren, „was
unter Couvert geschehen muß", mahnt er ihn, „vorsichtig" zu sein; er
könne jedoch zum S.D. um die Hälfte billiger kommen, wenn er sich „mit
Parteigenossen in Frankfurt in Verbindung setzen" würde. Es kann
keinen Zweifel geben, daß der noch nicht Zwanzigjährige Verbindung zur
illegal arbeitenden Sozialdemokratie aufnahm. Schon in den ersten
Jahren, da diese Partei unter das Bismarcksche Ausnahmegesetz gestellt

20 StAH. Mappe 1. Lebenserinnerungen. S. 36.

21 StAH. Mappe 1.

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