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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 82
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ward, bewies sie ihre Lebens- und Widerstandskraft. Da wurde die Partei
der Sozialreform und der Sozialrevolution in den Augen vieler Handwerksgesellen
, Meister und sogar Kaufleute die einzige Partei, die die
Traditionen der 48er Revolution weiterführte.

Vom Wanderleben in die Kaserne

Wilhelm Engelberg war kaum 11/2 Jahre in Frankfurt, da wurde er in der
zweiten Militärmusterung zur Infanterie bestimmt. Die Verwandten,
Bekannten und Freunde, ob nah oder fern, reagierten auf diese Nachricht
nur mit Bedauern und Ermahnen, halt die Zähne zusammenzubeißen;
militärfromm war niemand; Stolz auf des „Königs Rock", wie die
offizielle Phrase hieß, hatte niemand. Vater Engelberg schrieb an seinen
Sohn am 15. April 188322: „Es ist mir im höchsten Grade unangenehm, daß
Du Soldat mußt werden, und glaubte ich immer, daß Du vielleicht als
Reservist durchkommen würdest,... Doch habe ich auf der andern Seite
den Trost, daß Du gesund bist, sonst würdest Du nicht zu den Soldaten
genommen worden sein. Hunger werden wir Dich dabei keinen leiden
lassen, wie wohl es schade um die schöne Zeit ist. -" Der Wandergeselle
hatte niemals einen familiären Zuschuß bekommen, aber dem Soldaten
schickte man während der dreijährigen Dienstzeit immer wieder
Päckchen, aber auch Geld. Der Soldat war eben kein freier Mann mehr,
der seinen Unterhalt selbst verdienen konnte.

Der allerseits Bedauerte mußte im November 1883 einrücken - zunächst
zum „Königlich Preußischen, Hessischen Füsilierregiment N° 80" nach
Wiesbaden. Diese Bäderstadt war doch ein Trost für den neu Eingerückten
; denn „die vielen schönen Plätze und Gebäude mit herrlicher Umgebung
und Spazierwege bieten auch einem Soldaten viel Angenehmes
".23 Später wurde der Füsilier W. Engelberg als „Ordonnanz beim
Königlichen Generalkommando des 11. Armeekorps" nach Kassel beordert
- also in eine Stadt, die mit ihrem herrlichen Bergpark Erholung und
Anregung bot, auch „alle 14 Tage einmal" einen Theaterbesuch
ermöglichte. Das alles waren die Sonnenseiten des Soldatenlebens. Sie
verschwieg er auch nicht in seinem kleinen, aber etwa 90 Seiten
umfassenden Heft, betitelt „Militärdienst".24 Daneben schilderte er die
Beschwernisse der Manöver, mit Bitternis jedoch die Schikanen,
Schindereien, ja sogar Mißhandlungen auf dem Kasernenhof.

Wie wenig der Tagebuchschreiber subjektiv übertrieb, wird indirekt
durch einen internen „Corps-Befehl" des Kommandierenden Generals v.
Schlotheim vom 5. Oktober 1885 bewiesen - einen Corps-Befehl, den sich

22 StAH, Mappe 1.

23 StAH, Mappe 1, Lebenserinnerungen, S. 37.

24 StAH, Mappe 1.

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