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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 91
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arbeiten wollen (um die Worte einiger großer G'scheidle zu gebrauchen)
beherbergen zu müssen." Die „Schauermär", als würden einige hiesige
sozialdemokratische Arbeiter ihre Kollegen zur Durchsetzung des
Achtstundentages in Haslach „aufwiegeln", wäre „wieder einmal ein
heiterer Ein- und dummer Reinfall"; die wären froh, meinte er bissig,
„wenn sie alle die 12stündige Arbeit hätten".

Die Korrespondenz beendete Engelberg mit einer Frage und Antwort:
„Wann wird die Zeit einmal kommen, wo die Kleingewerbetreibenden
einsehen werden, daß nur durch Anschluß an die Arbeiterbewegung
zugleich auch ihre Interessen vertreten werden?! Vielleicht vollzieht die
neue Militärvorlage eine gründliche Heilung von Vorurteilen." Mit dem
Hinweis auf die Militärvorlage der Jahre 1892 und 1893 wurde geradezu
ein Leitmotiv seines politischen Denkens und Handelns angeschlagen.

Genährt von innerer Überzeugung und praktischem Erleben, war in
Wilhelm Engelbergs Grundhaltung am ausgeprägtesten sein Antimilitarismus
- und zwar als Ablehnung des stehenden Heeres und Bejahung der
Volkswehr (oder des Milizheeres). In ein „Handbuch für sozialdemokratische
Wähler" legte er einen Zettel, auf dem er notiert hatte: „Keine
politischen Dinge treffen so den Lebensnerv des Volkes wie Militär- und
Marinefragen." Das bezog sich offensichtlich auf die Zeit der Jahrhundertwende
, auf den Beginn der imperialistischen Weltpolitik des
Deutschen Reiches. Doch schon im Februar 1890, bei der Reichstagswahl,
als die Haslacher Sozialdemokraten zum erstenmal organisiert in der
Öffentlichkeit auftraten, ging es nicht allein um eine hohe Stimmenzahl
für die sozialdemokratischen Kandidaten, sondern auch um den Sieg
über das Kartell von Konservativen, Freikonservativen und Nationalliberalen
, also über jenes Parteienbündnis, das 1887 das Septennat
durchsetzte, d. h. die siebenjährige Gültigkeit des Militärgesetzes mit
seiner hohen Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres.

Haslach gehörte dem 6. badischen Reichstagswahlkreis an, der die
Amtsbezirke Lahr, Ettenheim, Wolfach und Kenzingen umschloß. Bis
1890 wurde in diesem 6. Wahlkreis, dank des Übergewichts der
vornehmlich protestantischen Stadt Lahr, stets ein Nationalliberaler
gewählt. Ende Februar 1890 wurde eine Stichwahl zwischen dem
Zentrumskandidaten, dem Haslacher Fabrikanten August Schättgen,
und dem nationalliberalen Hofrat Prof. Dr. Engler notwendig. Wilhelm
Engelberg schrieb an August Bebel um Rat: „Daß dieser letztgenannte
ein Reaktionär 1. Ranges ist, ist Ihnen aus eigener Wahrnehmung
bekannt. Ich glaube daher, daß es zulässig ist, wenn wir auch in unserm
Kreise von dem Beschlüsse des St. Gallener Congresses Abstand nehmen
und die heimlicheV. Parole ausgeben für Schättgen als des Übels

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