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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 109
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Tage später gebildete Bürgerwehr wurde durch Eintritt von Mitgliedern
des Arbeiterrates in eine Volkswehr umgewandelt, die im badischen
Landesmaßstab vom USPD-Mann und späteren Kommunisten Hermann
Remmele geleitet wurde.

Rößler trat von der Szene seines fünftägigen Wirkens ganz geräuschlos
ab, so geräuschvoll er auch auf ihr erschienen war. Zu dem Fall nahm die
„Schwarzwälder Volksstimme" am 23. November Stellung und meinte
dazu prinzipiell, daß die freiheitlichen Errungenschaften jetzt von rechts
und links bedroht würden. Die Angriffe von rechts her, also von
bürgerlich-konservativer Seite, seien zwar im Großen zum Scheitern
gebracht worden, trotzdem gelte es auf der Hut zu sein, damit die
Einigkeit des Arbeiter- und Soldatenrats durch Maulwurfsarbeit nicht
unterminiert werde: „Auch in Haslach zeigt ein Vorfall, wie die
freiheitlich gesinnten Organe auf der Hut sein müssen, die eigenen
Reihen von reaktionären Elementen frei zu halten." Diese Stellungnahme
zeigt, wie Wilhelm Engelberg sein 48er-Demokratentum in der
Novemberrevolution von 1918 konkretisierte.

Bis in den Winter hinein zogen durch Haslach immer wieder lange
Kolonnen von Truppenformationen mit ihren Fuhrparkkolonnen der
verschiedensten Art. Die bayerischen Truppen hatten ihre blau-weißen
und roten Fahnen; als besonders frohgemut erschienen die Soldaten einer
ungarischen Honveddivision. Einige Truppenteile machten in dem
Städtchen Rast und wurden einquartiert. Am 25. November bekam
Engelberg „wieder 10 Mann Einquartierung", nur zwei konnte er in
Betten unterbringen, die anderen mußten auf Stroh im Atelier kampieren
, „die Leute sind genügsam, wenn nur warm ist, das wurde besorgt. Sie
bekamen Kaffee mit Brot und Aufstrich." Sonst erfolgte die Verpflegung
durch die Gulaschkanone. „Obwohl es fast durchweg ältere Leute sind,
bemerkt man keine Niedergedrücktheit an ihnen."72

Wiederum erwies sich das Kinzigtal als ein zentral gelegenes militärisches
Durchzugsgebiet, was es seit den Römerzeiten gewesen war.
Glücklicherweise gab es nirgends Plünderung und Spannung. Wilhelm
Engelberg notierte: „Die Truppen selbst und die Kleidung lassen den
4jährigen Krieg nicht erkennen; keine Undisziplin, keine Abgerissen-
heit. Das Benehmen der Truppen, die in meinen Laden kommen, ist frei
und anständig. Es ist keine geschlagene Armee, das Empfinden hat ein
Jeder. Sie mußten der Übermacht weichen; eine Führerschaft hatte auf
den Gewaltfrieden gepocht, anstatt beizeiten einen Vernunftfrieden
anzubahnen. Nun ist die Führerschaft vom Kaiser bis zum kleinsten
Fürsten vom Volkssturm in den Strudel gekommen und ihre Stützen
wurden mitgerissen."

72 Tagebuchnotizen. StAH. Mappe 2.

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