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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 121
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0123
Weniger erfreulich entwickelte sich das Verhältnis zwischen Martin
Lamey und dem Legationsrat Rochebrune, der sich in Kehl sowohl um die
wirtschaftliche Entwicklung als auch um die Gestaltung des Stadtbildes
sehr verdient machte. So ließ er zur Verschönerung der Stadt die Wall-
Promenade anlegen, die Lamey in seinen Garten einbezog, so daß die
Allee durch diese Abtrennung um ihre Wirkung gebracht wurde. Die
Verärgerung saß bei Rochebrune so tief, daß er darüber am 13. September
1776 nicht nur dem Markgrafen berichtete, sondern auch nicht versäumte
, diesen in seiner Schilderung vom 10. April 1777 des Besuches von
Kaiser Joseph IL, der unter dem Namen des Grafen von Falckenstein
reiste,10 daran zu erinnern. Der Kaiser hatte tags zuvor Rochebrune in
seinem Hause aufgesucht und war mit ihm in dessen Garten und später
auf der Wall-Promenade spazierengegangen.

1778 verließ Martin Lamey mit seiner Familie nach zehnjährigem Aufenthalt
die Stadt, um die Firma „Lotzbeck et Lamey" in Straßburg zu
vertreten.11 Von seinen fünf Söhnen besuchte August dort das protestantische
Gymnasium. Am 27. Oktober 1788 schrieb er sich bei der philosophischen
Fakultät der Universität ein.12 Er hörte vor allem Vorlesungen
des Latinisten und Archäologen J. Jacob Oberlin und des Professors
für Geschichte und Staatsrecht, Christoph Wilhelm Koch, die schon
seine Lehrer am Gymnasium waren, sowie des Theologen Isaak Haffner.
Doch sehr bald wurde er in den Strudel der ausgebrochenen Revolution
gezogen. Die in der Nacht des 19. Juli 1789 ausgebrochenen Unruhen
erreichten am 21. mit dem Sturm auf das Rathaus als revolutionäre
Aktion gegen den unbeliebten Magistrat zunächst einen Höhepunkt.
Gegen das plündernde „gottlose Gesindel" wurden zum Schutz von
Eigentum und zur Sicherung der Ordnung Bürgerpatrouillen aufgestellt,
die vom 22. bis zum 24. nahezu vierhundert Verdächtige verhafteten.
„Was Herz und Ehre im Leibe hatte, ging da mit", berichtete der junge
Lamey am 10. August seinem auf Nachrichten erpichten Onkel Andreas
,13 dem Sekretär der Akademie der Wissenschaften in Mannheim,14

10 Vgl. dazu Privilegierte Straßburger Zeitung v. 16. April 1777 (StA Straßburg Serie A.A.1953); Grandidier an Baron von
Zurlauben, in: Jürgen Voss, Geschichtswissenschaft und katholische Aufklärung im Elsaß, I. Teil 1774-1777 (ZGO,
122. Band 1974, S. 263).

11 Frdl. Mitt. von Herrn Bernhard Lamey v. 7. 7. 78; die Lotzbeck hatten bis zur Zeit der Revolution eine Tabakfabrik in
Straßburg. Inhaber waren die Brüder Heinrich und Wilhelm Lotzbeck, die 1791 nach Lahr zogen (v. Weech, Bad. Biogr.
II, 30 und 571). Nach Mitt. von Bernhard Lamey herrscht über das Schicksal von Joh. Martin Lamey während der
Revolution ein gewisses Dunkel. Das Haus von „Lotzbeck et Lamey" sei zum Nationaleigentum erklärt worden.
Tatsächlich wohnte Eulogius Schneider im Lotzbeckschen Haus an der Ecke der Blauwolkengasse. Im Januar 1795
wird ein Kaufmann Lotzbeck in das „Bureau de conciliation de Strasbourg" gewählt.

12 Gustav v. Knod, Die alten Matrikel der Universität Straßburg 1621-1793, I. Band, Straßburg 1897, S. 457.

13 Manfred Krebs, Sechs unveröffentlichte Briefe an Andreas Lamey, in; Elsaß-Lothringisches Jahrbuch 1927, Frankfurt
a. Main.

14 Vgl. den kurzen Abriß von Bernhard Lamey, Vor zweihundert Jahren: Kurpfälzische Akademie der Wissenschaften,
in: Bad. Heimat, Heft 3/4, Dez. 1965; zu Andreas Lamey: J. Voss, Paris im Sommer 1751. Notizen zum wissenschaftlichen
und religiösen Leben aus dem Reisetagebuch Andreas Lameys, in: Archiv für Kulturgeschichte 56 (1974), mit
Literaturangaben.

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