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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 122
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dessen Enkel August dann allerdings dem Ablauf der badischen
Revolution von 1849 mit Muße aus dem sicheren hessischen Ausland in
Auerbach a. d. B. verfolgte.15 Für den Sohn des wohlhabenden Großkaufmanns
Johann Martin war es dagegen eine Selbstverständlichkeit, in den
Reihen einer „Compagnie mit entblößtem Degen" zu marschieren. Zu
weiteren Ausschreitungen kam es nach Beginn des Aufstandes der
Soldaten am 5. August, die an diesem und nächsten Tag Gefängnis und
Zuchthaus stürmten, um Gefangene zu befreien, und mit dem Ruf „es lebe
die Nation! Es lebe der dritte Stand!" durch die Straßen zogen.
Trunkenheit führte zu Ausschreitungen; „Den 7. morgens früh um 4 Uhr
brach das Regiment Darmstadt auf und verließ die Stadt, weil es in Gefahr
war, von den Franzosen niedergehauen zu werden, da man es beschuldigte
, bei diesen orgischen Schlemmereien gestohlen zu haben, und es auf
gewisse Weise für infam erklärt wurde."16 Das Regiment kampierte vor
der Stadt auf der Metzgerau, und seine Offiziere sorgten nach den
unruhigen Tagen für Abwechslung, so daß August Lamey auch Angenehmes
zu berichten wußte: „Sonntags wurden die Offiziere des
Regiments von vielen Damen und Herren besucht - auf den Abend war ein
Tanz unter freiem Himmel. Papa und Mama, die Schwestern und ich
fuhren abends auch dahin, und da Papa etliche Offiziere vom Regiment
kennt, wurden wir herrlich traktiert und blieben bis acht Uhr".

Solches Vergnügen genoß er in jener Zeit sicher selten, denn nachts
mußte er zunächst eine Zeitlang mit den anderen Studenten die
Universität und die öffentliche Bibliothek und nach seinem Eintritt in
das Freikorps der (sogenannten) Jäger das Kaufhaus seines Kapitäns
Ehrmann bewachen.

Das Eingreifen der bewaffneten Bürger in den ersten Tagen nach
Ausbruch der Volkswut und der sie begleitenden unrühmlichen Ausschreitungen
suchte Lamey später in dem Gedicht „Der Volkslärm in
Strasburg" offenbar zu rechtfertigen:17

„Nicht singenswert wär' jene Tat,
Die, Bürger, wir getan?
Stets rühme Strasburg ihrer sich
Und denke stolz daran."

Charakteristisch für die damalige Situation war, daß ein neunzehnjähriger
Zimmergeselle, der die Entwendung von 66 Louisd'or in Gold, die im
Rathaus hinterlegt waren, gestanden hatte, am 23. Juli durch den Strang
hingerichtet wurde, während ein zum Tode verurteilter Bürger der Stadt
auf Vorstellung seiner Zunft begnadigt wurde! Doch die Vorfälle in

15 August Lamey. August Lamey. der Staatsmann, in: Bad. Heimat/Ekkhart 1966. S. 126.

16 August Lamey an Andreas Lamey. Straßburg, den 10. August 1789.

17 (August Lamey) Gedichte eines Franken am Rheinstrom, Strasburg, bei Amand König, 1791. S. 10-12.

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