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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 127
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0129
Gefangenschaft geraten war, und so erhielt er vorläufig eine Gerichtschreiberstelle
in Straßburg".24

Die Rückkehr müßte nach dieser Schilderung demnach im November
1793 erfolgt sein, denn im Verlauf des 1. Koalitionskrieges hatte sich die
französische Rheinarmee Mitte Oktober bis gegen Straßburg zurückgezogen
. Am 10. November 1793 erfolgte durch die Österreicher und
Reichstruppen die Beschießung der Festung Fort-Vauban (Fort-Louis),
die am 14. November kapitulierte. Zur kriegsgefangenen Besatzung
zählte ein Bataillon Straßburger des 1. Aufgebotes, also der Achtzehn- bis
Fünfundzwanzigjährigen. Wenn Lamey nach Otte ein volles Jahr weg
war, dann müßte er im November oder Dezember 1792 Straßburg verlassen
haben, also zu der Zeit, da der ehemalige Maire Dietrich als
Arrestant nach Straßburg gebracht wurde. Wir wissen nicht, was Lamey
veranlaßt haben könnte, Straßburg zu verlassen. Ungereimt erscheint
die Vermutung von Meissner, daß ihm die Zustände in Straßburg Ende
1793 und Anfang 1794 nicht zugesagt hätten, da er ein ganzes Jahr in
Nuits zugebracht habe.25

Lamey war zu dieser Zeit wieder in Straßburg und dichtete seine
Dekadenlieder, zu deren Abfassung ihn anscheinend die Munizipalität
ermunterte.26 Nach dem Konventsdekret vom 5. Oktober 1793 wurde der
republikanische Kalender eingeführt, der den Beginn des republikanischen
Zeitalters auf den 22. September 1792 festlegte. Jeder Monat
umfaßte drei Dekaden; der zehnte Tag der Dekade entsprach dem
Sonntag;27 er sollte einer bürgerlichen oder sozialen Tugend gewidmet
werden. Im Laufe der Entchristianisierungsbewegung, die Robespierre
aus politischen Gründen mißbilligte, wobei er selbst „an die Existenz
Gottes und der Seele und an das ewige Leben glaubte", „trat im Herbst
1793 der Kult der Vernunft in den Kirchen an die Stelle des katholischen
Gottesdienstes; aus ihm entstand bald darauf der Dekaden-Kult auf der
Grundlage der Bürgertugend und der republikanischen Moral. Der Kult
des höchsten Wesens, den Robespierre förderte, nahm für sich in
Anspruch, das republikanische System auf metaphysischen Grundlagen
aufbauen zu können."28 Der Glaube an das höchste Wesen wurde im

24 Otte. a.a.O. S. 5. Die Darstellungen variieren, obwohl sie für jene Zeit aus der gleichen Quelle stammen. C. E.
Alexander Hirschhoff (August Lamey. ein elsässischer Dichter, in: Elsaß Lothringen. Heimatstimmen, Hrsg. Robert
Ernst. Heft 3. 5. Jg. Berlin, 15, März 1927), der sich allerdings an zwei Stellen auch fälschlicherweise auf Stöber anstatt
auf Otte beruft, will wiederum wissen, daß das Bataillon wenige Stunden nach Lameys Ankunft in Gefangenschaft
geriet.

25 Meissner. a.a.O.. S. 8.

26 Engelhardt. a.a.O. S. 611. Die Bemerkung von Hans Werner Engels, der in seiner Sammlung ..Gedichte und Lieder
deutscher Jakobiner" (1971. S. 235) auch Franzosen zu Worte kommen läßt, daß der Elsässer August Lamey und der
Schweizer Friedrich Müller ihre Gedichte sogar in kleinen Anthologien vereinigen konnten, ist schwer verständlich.
Lameys Gedichte waren doch erwünscht! Engels hat folgende Gedichte von Lamey in die Sammlung aufgenommen:
Rheinisches Bauernlied: Lied von der Republik: Freiheit und Gleichheit; Der Bauer an seinen aristokratischen Pastor.

27 Über die EntChristianisierung vgl. Albert Soboul. Die Große Französische Revolution. Teil 2. 1973, S. 310 ff.

28 Ebd.. S. 363.

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