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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 132
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0134
Auf diese Macht dein Glück gebaut?
Fand nie durch deinen Eigennutz
Das Gute Spott, das Böse Schutz?

Lamey stand bei den Jakobinern offenbar in gutem Ansehen, vermerkt
doch das Protokoll der Volksgesellschaft vom 30. April 1794, daß der
Präsident über ein deutsches Gedicht mit dem Titel „An den Schöpfer"
berichtete, welches der junge patriotische Dichter ihm übersandt hatte.37
Überdies wurde er zum Übersetzer beim Wohlfahrtsausschuß ernannt.
Otte schreibt dazu: „Die sich mit jedem Tage anders gestaltenden
politischen Verhältnisse bewirkten jedoch, daß seine Ernennung,
obgleich unwiderrufen, ohne Folge blieb", doch demgegenüber vermerkt
Goedecke, daß er die Stelle angenommen habe. Lamey, der 12 Tage in
Colmar weilte, hatte sich mit Gottlieb Konrad Pfeffel beraten und sich
dann auf dessen Zuspräche entschlossen, nach Paris zu gehen, zumal ihm
daran lag, die in Straßburg durch die Revolution unterbrochene
Ausbildung fortzusetzen. Er wurde dort in die Ecole Normale aufgenommen
, die aufgrund eines Konventsdekretes vom 30. Oktober 1794 als
Lehrerbildungsanstalt für ausgewählte Jungen gegründet wurde, und
hörte Vorlesungen von Monge, Laplace, Garat, Sicard, Volney, Laharpe,
Bernardin de St. Pierre, bis er vom Vollziehungsdirektorium als
„traducteur officiel ä l'imprimerie de la republique" berufen wurde.38 Wie
er später einem jüngeren Freunde gegenüber bekennt, erfaßte ihn in
Paris eine „ungewöhnliche Leidenschaft fürs Theater", die sich auch im
Briefwechsel mit dem Freunde Gottlieb Konrad Pfeffel spiegelt,39 dem er
im Frühjahr 1799 (1. Germinal VII) schrieb: „Seitdem ich Sie ersuchte,
mir einige der besten deutschen Schauspiele anzugeben, haben mehrere
gute Köpfe hier unternommen, die Theaterstücke von Kotzebue französisch
ans Tageslicht zu geben; denn es ist erstaunlich, wie vieles Glück
sein ,Menschenhaß und Reue' auf dem hiesigen Theater gemacht hat: die
Spekulanten hoffen ein gleiches von seinen übrigen Stücken." Er
berichtet weiter über den Brand des prächtigen Schauspielhauses Odeon
und sonstige Neuigkeiten auf dem Gebiet des Theaterwesens. Über seine
eigenen dramatischen Arbeiten erfahren wir: „Ich wollte, auf Ihren
letzten Brief hin, an meinem Jugurtha arbeiten. Mein Buchhändler aber
wollte etwas für die Ostermesse; und da ich vernünftigerweise nicht
hoffen durfte, ein großes Trauerspiel in so kurzer Zeit fertig zu bringen, so
habe ich ein Gegenstück zu Marius, Catos Tod gedichtet; es ist etwas
beträchtlicher als Marius ausgefallen, ob es aber so gut ist, sollten Sie mir
bald aufrichtig sagen. Man hat meinen Marius in der gelehrten Monats-

37 Frederic Charles Heitz, Les Societes politiques de Strasbourg pendant les annees 1790 ä 1793. Straßburg 1863, S. 345.

38 Otte, a.a.O., S. 7. '

39 Stadtbibliothek Colmar, Ms 715 bis (Recueil de eorrespondance de Pfeffel). Die Briefe vom 1. Germinal und 7. Messidor
VII sind deutsch, die vom 23. Brumaire und 19. Germinal VIII sind französisch geschrieben. Ich bin Herr Conservateur
F. Gueth von der Stadtbibl. Colmar für seine freundl. Unterstützung sehr zu Dank verbunden.

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