Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 135
(PDF, 62 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0137
Todesjahr in Frankreich in einem Ausmaß und einem Aufwand wie nie
bei einem Künstler zuvor gefeiert wurde.46 Vater des Malers Delacroix
war mit einiger Sicherheit der Fürst Talleyrand.47

Lamey blieb bis 1812 in Paris und wirkte dann bis zum Sommer 1814 als
Mitglied des Douane-Gerichts in Lüneburg und Hamburg. Nach einem
mehrwöchigen Abstecher nach Straßburg kehrte er wieder nach Paris
zurück, das er dann 1816 endgültig verließ. Zuerst Friedensrichter in
Münster im Elsaß, wurde er 1818 Untersuchungsrichter in Altkirch, 1827
Richter am Zivilgericht in Kolmar. 1829 wechselte er nach Straßburg, wo
er ebenfalls als Richter am Zivilgericht bis 1844 tätig war und als
Zweiundsiebzigjähriger seinen Abschied nahm. Varnhagen van Ense
vermittelt uns mit seinem Tagebucheintrag vom 8. Juli 1856 einen
lebendigen Eindruck von dem „Ruheständler":48

„Besuch bei Herrn Dr. Mühl. Er geht mit uns zu Herrn Lamey, den wir
eben noch treffen, er ist im Begriff nach Paris abzureisen, in einer
Viertelstunde! Es blieb nur Zeit zur herzlichen Umarmung, zu den
eiligsten Worten, zum Austausch einiger Meinungen, er pries Uhland als
seinen Mann, bekannte sich gern zu den Gesinnungen, die er schon 1789
in seinen Liedern ausgedrückt, schenkte mir die neueste Ausgabe seiner
gesammelten Gedichte. Der kleine Mann ist 84 Jahre alt, aber so frisch
und rüstig, daß man ihn für dreißig Jahre jünger halten könnte. Sehr
bedauerte ich die Kürze unseres Begegnens, mit ihm gerade hätte ich
vieles zu besprechen gewünscht. Er bewohnt sein eignes Haus, das sehr
schön ausgestattet ist; reicher Hausrat, Ölgemälde, größte Sauberkeit -
er gilt für einen Millionär, hat keine Kinder, noch nahe Verwandte,
genießt das Leben, dichtet noch immer."

Mit 84 Jahren hoffte er übrigens noch, mit Unterstützung von Eugene
Delacroix mit der Legion d'honneur ausgezeichnet zu werden. Delacroix,
der bei der Weltausstellung von 1855 Kommandant der Legion d'honneur
wurde und die große Ehrenmedaille erhalten hatte, bemühte sich allerdings
vergeblich darum; einerseits war Delacroix „Einzelgänger in der
Öffentlichkeit und in der Gesellschaft", zum andern stand der Verleihung
wohl die republikanische Vergangenheit Lameys im Wege, die
dieser nie verleugnet hat.

Was er in jugendlicher Begeisterung einst über das Kennzeichen eines
echten Patrioten geschrieben hatte, bewahrheitete sich bei ihm selbst:
„der französiche Patriot von 1789 hängt fest an den Grundsätzen seiner

46 Richard Häsli, Das Bild - ein Fest. Zu den Delaeroix-Ausstellungen in Paris. In: Neue Zürcher Zeitung. Fernausgabe
Nr. 218, Blatt 10, 10. August 1963.

47 Dictionnaire Universeide l'Art et des Artistes, S. 376; Dictionnaire de Biographie francaise 10. S. 615; 627; Duff Cooper,
Talleyrand, dtv 1962, S. 75; E. W. Tarle, Talleyrand, Leipzig 1950, S. 250.

48 Varnhagen van Ense, Tagebücher, Bd. 13, S. 83.

135


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0137