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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 173
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nach Offenburg verlegen zu dürfen, nun positiv: sie sahen es „mit
Freuden", wenn Derndinger sein Vorhaben ausführe.19 Aber der Stadtrat
war sich auf seiner Sitzung vom 20. Mai wiederum in der Einwendung
einig, die Bitte Derndingers zu befürworten, „insofern sich Derndinger in
kein anderes Gewerbe einzumischen gedenke".20 Aber man erachtete die
Errichtung der Glasfabrik in der Stadt für so nützlich, daß man das
Projekt dringend empfahl. Es springe in die Augen, daß die Gewerbstätigkeit
der ganzen Umgegend dadurch vermehrt werde. Das Innenministerium
sah den Grund für den Gesinnungswechsel in Offenburg darin, daß
man damals wahrscheinlich den Unternehmungsgeist Derndingers nicht
so gekannt habe. Inzwischen habe sich gezeigt, daß dieser ein sehr solider
Mann sei, der nicht ohne die höchste Not durch Beschränkung seines
Wirkungskreises gefesselt werden sollte. Eine bemerkenswerte Beurteilung
des Ichenheimer Handelsmannes.21 Am 14. Juli setzte das Staatsministerium
den Minister des Innern von der großherzoglichen Genehmigung
der Betriebsverlegung in Kenntnis. Das Oberamt Offenburg
unterrichtete davon am 9. August den Stadtrat und am 16. 8. Derndinger
.22

Es war die erste Glashütte in Offenburg unter der Firmierung „Derndinger
& Co., Fensterglasfabrik, Offenburg". Das Fabrikationsgeheimnis
wurde von den Glashütten streng gehütet. So wurde beispielsweise auf
Antrag Derndingers am 28. 2. 1829 der Bürger Gregor Vetter von
Niederschopfheim auf dem Oberamt darauf vereidigt, über die ihm
anvertrauten Geheimnisse über die „Glas-Composition" zeitlebens
Verschwiegenheit zu beobachten. Auf der Gaggenauer Glashütte verwandte
man für eine der besten Mischungen zur Herstellung von weißem
Glas 356 Pfund Sand, 113 Pfund Pottasche, 24 Pfund Kreide, 4 Pfund
Arsenik und 24 Lot Braunstein.23 Derndinger bezog das benötigte Holz
aus dem Kinzigtal, Glassand aus Malsch bzw. aus den dort benachbarten
Gruben von Oberweier24 und Kalk aus Niederschopfheim. Das Holz
brauchte man vorwiegend zur Herstellung von Pottasche, aus der
man Kaliumkarbonat erzeugte. Aus einem Gesuch Derndingers vom
12. 10. 1824 an das Finanzministerium wegen Ermäßigung des Eingangszolles
für Natron, dem auch entsprochen wurde, weiß man, daß er jährlich
150 bis 200 Ztr. bezog.

19 StA Offenburg 5/4628.

20 StA Offenburg, Ratsprot. v. 20. Mai 1825 Ziff. 192.

21 GLA 368/1935.

22 StA Offenburg 5/4628; Ratsprot. v. 12. August 1825 Ziff. 282.

23 K. F. V. Jägerschmid, Das Murgthal, besonders in Hinsicht auf Naturgeschichte und Statistik, Nürnberg 1800, S. 214.
Als Flußmittel verwandte Rindenschwender in Gaggenau „gemeine Asche, Pottasche (Kali), Glaubersalz, Soda,
Kobalt. Kalkstein. Bleiglätte u. a. und als Entfärbungsmittel für die anfänglich grünliche Glasmasse eisenfreien
Braunstein" (Theodor Humpert. Die Gaggenauer Glashütte. In: Die Ortenau 14 (1927), S. 15.

24 Rudolf Metz, Mineralogisch-landeskundliche Wanderungen im Nordschwarzwald, besonders in dessen alten
Bergbaurevieren. 2. Aufl.. Moritz Schauenburg Verlag Lahr/Schw., 1977, S. 144. Vgl. dazu auch das Kapitel
„Glashütten", S. 119ff.

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