Freiburger historische Bestände - digital

Zur Geschichte des Franziskaner-Reformaten-
Hospizes und der nachmaligen Langsdorffschen und
Kesselmeyerschen Textilmanufaktur in Seelbach
im Schwarzwald (1732-1824)

Hermann Schmid

Die Gemeinde Seelbach, die in diesem Jahr ihre Achthundertjahrfeier
begeht, zieht den Blick des landes-, kirchen- und wirtschaftsgeschichtlich
Interessierten in verschiedenen Beziehungen auf sich: Zum einen als
Hauptort der ehemaligen Grafschaft und des kurzlebigen Kleinstaats
Hohengeroldseck, der als ein Kuriosum der Rheinbundzeit zu gelten hat
und durch seine besonderen Schicksale Auffallen erregt. Zum andern,
was speziell das 18. und frühe 19. Jahrhundert anbelangt, durch ein
verhältnismäßig spät errichtetes Franziskaner-Hospiz, welches sehr bald
nach der Aufhebung im Jahr 1813 seine Umwandlung in eine Textilmanufaktur
erfuhr - kein gewöhnlicher Vorgang in der für die damalige Zeit
abgelegenen Gegend. Aus dieser Manufaktur, die mit ihren Eigentümern
- Boten eines neuen wirtschaftlichen Zeitalters - ein bemerkenswertes
Schicksal teilte, wurde für kurze Zeit einer der großen Betriebe dieser
Branche in Baden.1

/ Die Seelbacher Lokalgeschichte wurde sehr anschaulich und genau dargestellt von J. Himmelsbach, Geschichte des
Marktfleckens Seelbach, Hauptort der ehemaligen Reichsgrafschaft Hohengeroldseck, Hüfingen 1906. Keinen
nennenswerten Fortschritt stellt die Zweitauflage dieser Schrift unter dem Titel dar: Vom Alemannenstein durch das
Sehulterlal zum Rhein, Donaueschingen 1938.

Über das Hospiz gibt es mehr oder weniger brauchbares Literarisches: M. Hennig, Die Geschichte des Landkapitels Lahr,
Lahr 1893, S. 214ff. u. 253f., F. Singler, Das Framiskanerkloster in Seelbach, in: Geroldsecker Land 20/1978, S. 114ff.
und recht genau W. Müller, Das Framiskanerkloster in Seelbach, in: Die Ortenau 5811978, S. 564ff. Müller geht auf die
Textilmanufaktur nicht ein, auch nicht J. B. Trenkle, Geschichte der Schwarzwälder Industrie von ihrer frühesten Zeit
bis auf unsere Tage, Karlsruhe 1874, und E. Gothein, Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldes und der angrenzenden
Landschaften, Straßburg 1892. Ebenso wenig W. Kaiser, Die Anfänge der fabrikmäßig organisierten Industrie in Baden,
in: ZGO 8511933, S. 612ff. und W. Fischer, Ansätze zur Industrialisierung in Baden 1770-1870, in: Vierteljahresschrift
für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 47/1960, S. 186ff., derselbe, Der Staat und die Anfänge der Industrialisierung in
Baden 1800-1850, Berlin 1962. Überhaupt ist dem Verfasser keinerlei Schrifttum bekannt, das sich mit dem
frühindustriellen Projekt in Seelbach befaßt. Da die Anfänge des Franziskaner-Hospizes andernorts ausführlich
behandelt sind, liegt das Hauptgewicht der vorliegenden Darstellung auf der Endzeil. - Die Reformaten waren eine
Reformbewegung innerhalb des Franziskaner-Ordens, die sich seil dem 16. Jahrhundert von Italien aus über Österreich
nach Süddeutschland ausbreitete. Vgl. hierzu H. Holzapfel, Handbuch der Geschichte des Franziskanerordens,
Freiburg 1909, S. 338ff.

Zur allgemeinen Geschichte der Säkularisation in Baden vgl. die Arbeit des Verfassers(H. Schmid), Die Säkularisation
der Klöster in Baden 1802-1811, in: FDA 98/1978 u. 99/1979. Ferner sei verwiesen auf die kleine Schrift: Säkularisation

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