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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 201
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Magistrat auf 3 000 fl. Nachdem das Finanzressort dieses zur Kenntnis
genommen hatte, kam auffallend schnell Anfang Juni 1817 ein Pachtvertrag
zustande, nach dem Kylius der Ostflügel des Klosters, bis vor kurzem
vom großherzoglichen Oberforstmeister Freiherrn Schilling von Cannstatt
bewohnt, gegen einen jährlichen Zins von 200 fl auf zehn Jahre
eingeräumt wurde, dazu ein Vorkaufsrecht. Das Innenministerium
erteilte umgehend die erforderliche Gewerbekonzession. In den folgenden
Jahren leisteten die „Entreprenneurs" durch den Abbruch von
Nebengebäuden, deren Materialien zur Installierung der Fabrik benutzt
wurden, einen nicht unerheblichen Beitrag zur Verwüstung der Klosteranlage
. 1823 mußte Kylius, nach dem Urteil des Domänenamts Lahr ein
„ränke- und prozeßsüchtiger" Mensch, sich als zahlungsunfähig erklären
. Das Bezirksamt daselbst eröffnete ein Gant(Konkurs)verfahren.20

Zurück zur Manufaktur in Seelbach. Als nun Kylius aus der Firma
ausgeschieden und der kapitalkräftige Johann Kesselmeyer, im übrigen
verwandt mit den Lahrer Händlern und Manufakturisten Lotzbeck, eingetreten
war, ging es mit dieser schnell bergauf. Im August 1818 verlangte
Langsdorff wegen dem „glücklichen Fortgang des Fabrikwesens" und
dem damit einhergehenden Raumbedarf das ganze Hospiz einschließlich
der Pfarrwohnung zu kaufen und bot 8800 fl, jedoch ohne Erfolg. Die
Compagnie hatte zu dieser Zeit schon ein Gebäude an der Schutter
erstellt sowie ein weiteres Haus im Ort angemietet. Die günstige
Entwicklung setzte sich auch fort, nachdem Langsdorff aus familiären
Gründen, wie es hieß, aus der Gesellschaft ausgetreten und Kesselmeyer
am 30. Juni 1819 Alleininhaber geworden war. Die Manufaktur hatte bis
in den Sommer 1822 einen erstaunlichen Umfang angenommen, sowohl
was die Produktion und das beschäftigte Personal als auch die räumliche
Ausdehnung anbelangte.

Kesselmeyer, der ein enormes Kapital einsetzte, war sicher auch der
Anschluß an ein größeres Wirtschaftsgebiet zustatten gekommen. Denn
seit dem 4. Oktober 1819 gab es eine österreichische Enklave Hohen-
geroldseck in Baden nicht mehr. Der Fürst von der Leyen, seit 1817 auch
Eigentümer des allodialen Rittergutes Waal in Bayrisch-Schwaben, war
badischer Standesherr geworden im Rahmen eines Länderringtausches,
der im Zusammenhang mit Territorialausgleichungen im Gefolge des
Wiener Kongresses innerhalb des Deutschen Bundes stattgefunden
hatte. Österreich, das sich auf dem Wiener Kongreß die Staatshoheit über
Hohengeroldseck verschafft hatte, tauschte dieses Territorium einem
alten Wunsch des Hauses Baden entsprechend gegen das zum II. Landamt
Wertheim gehörige Amt Steinfeld aus und trat diese badische Exklave
wiederum an das Königreich Bayern gegen territoriale Zugeständnisse
am Inn ab.21

20 Aktenstücke GLA 391/35395-96.

21 Staatserwerbsakten Hohengeroldseck von 1819 ff. GLA 236/2508.

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