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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 202
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0204
Auf Grund eines Gesuchs Kesselmeyers bei der badischen Regierung
vom Juli 1822, sein Unternehmen „Großherzoglich Badische Baumwol-
lenmanufacture" nennen zu dürfen sind wir gut über den damaligen
Zustand desselben unterrichtet. Das zuständige Finanzministerium ließ
die mit viel Eigenlob versehene Beschreibung seines Betriebs durch das
Oberamt Seelbach nachprüfen und spezifizieren. Oberamtmann Schmidt
stellte eine genaue Untersuchung an und sandte Ende Januar 1823
folgenden Bericht ein:

„Diese Manufactur bestehet aus drey Gewerbszweigen, nämlich

1. einer Baumwollspinnerey

2. einer Roth- und Blaufärberey und

3. einer Baumwollweberey.

Die Spinnerey bestehet aus 24 SpinnMaschinen nebst den nöthigen
VorbereitungsMaschinen. Dadurch werden täglich beschäftiget 61
erwachsene Personen beiderley Geschlechts und 94 Kinder unter 14
Jahren, ebenfalls beiderley Geschlechts, welche alle 14 Tage für
Arbeitslohn ca. 600 fl beziehen.

In der Spinnerey werden täglich 5 Centner Baumwollgarn in den
Nummern von 6 bis 24 verfertiget. Von diesen geht der größte Theil, theils
gefärbt, theils roh ins Ausland. Die rohen Garne gehen hauptsächlich in
die Schweiz, nach Würtemberg, in das Thüringische nach Suhl, Coburg,
Meiningen etc. Das Begehren nach den hier gesponnenen Garnen ist so
bedeutend, daß selbst bei einem verdoppelten, täglich fertig werden
könnendem Quantum man denen immer erneuert werdenden Bestellungen
kaum Genüge leisten könnte.

Die Roth- und Blaufärberey beschäftiget 22 Färbgesellen und 6 weibliche
Hülfspersonen. Der Arbeitslohn von diesem Personale beläuft sich alle 14
Tage auf ca. 200 fl. In der Färberey werden monatlich 60 Centner Garn
verfertiget, wovon ohngefähr der 3te Theil in den niedern Nummern, die
zwey andern Drittel in den Nummern von 30 bis 50. Die niedern Nummern
liefert die Spinnerey, die höhern werden directe aus England bezogen.
Von dieser letztern Gattung wird, das ausgenommen, was in der Weberey
verarbeitet wird, wenig im Inlande selbst verbraucht. Der größte Theil
davon gehet ins Voigtland, ins Sächsische, nach Bayern, Würtemberg,
ins Toggenburgische in der Schweiz und selbst etwas ins Oesterreichische
. Diese höhern Nummern, obgleich solche auch in St. Blasien
gesponnen werden, müssen jedoch aus England bezogen werden, weil der
Preis der englischen Garne etwas billiger ist, wodurch die hiesige Fabrik
in den Stand gesetzt wird, im Auslande mit den Elberfelder und
Würtemberger Färbereyen zu concurriren und weil gedachte Spinnerey

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