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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 222
(PDF, 62 MB)
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nicht zuletzt zur Verschönerung der Landschaft. Von Amtswegen wird
heute viel getan zur Erhaltung der historischen Gebäude, Türme und
Stadtmauern. Verdienen es nicht auch die gefährdeten Bildstöcke, daß
sie gepflegt und erhalten bleiben?

Zeit der Errichtung

Den Brauch, Bildstöcke zu errichten, kann man bis ins vierzehnte
Jahrhundert verfolgen. Die Blütezeit war im Barock.

Die Bildstöcke unserer Gegend stammen fast alle aus dem 17., 18. und
19. Jahrhundert. Sie stehen als Bannkreuze an der Gemarkungsgrenze,
als Wetterkeuze auf den Höhen und als Sühnekreuze am Weg. Bildstöcke
wurden erstellt am Platz, wo ein Unfall geschah, am Bauernhaus oder im
eigenen Wald, wenn man ein Versprechen gemacht hatte. Oft sind sie von
einem Haus verdeckt, vom Gebüsch überwachsen, fast unzugänglich vor
lauter Gestrüpp.

Anlaß zur Aufstellung

Bildstöcke und Feldkreuze sind religiöse Zeichen. Der Schuldige wurde
nicht nur bestraft, er mußte oft zur Sühne für ein Verbrechen ein Kreuz
aufstellen. Der Bildstock am Unfallsort sollte zum Gebet für den Toten
ermahnen, da der so plötzlich Verstorbene keine Zeit mehr hatte zu Buße
und Umkehr. Oft kündet uns ein Kreuz oder ein Bildstock die Stelle an,
wo der Ortspfarrer den Toten zur Bestattung auf dem Friedhof abgeholt
hat.

Weit verbreitet war auch immer noch im Christentum die Vorstellung,
daß die Seele des Verstorbenen ruhelos umherirre. Durch Erstellung
eines religiösen Zeichens glaubte man, der Seele des Verunglückten
einen Ruheort geben zu können. Aus dieser Auffassung war ja auch der
Brauch entstanden, auf den Friedhöfen ein Kreuz zu erstellen, da der
Stein als Sitz seelischer Wesen galt. (Siehe: F. Weber, „Überreste alten
Seelenglaubens" in Bayr. Hefte für Volkskunde 3., 1910, S. 133.)

Man wollte nicht nur den Leib in der Erde bestatten und das Kreuz auf
dem Friedhof bei der weit entfernten Pfarrkirche erstellen. Durch das
Mahnmal standen die Hinterbliebenen mit dem Verstorbenen in Verbindung
und im Glauben an ein Weiterleben nach dem Tode und an die Kraft
der Fürbitte wurden sie ständig zum Gebet aufgefordert, an den eigenen
Tod ermahnt und in der Hoffnung auf ein künftiges Leben bei Gott
bestärkt. Als Erfüllung für ein in der Not gemachtes Versprechen oder
zum Dank für erhaltene Hilfe, besonders für eine glückliche Heimkehr
aus dem Krieg, bot sich die Aufstellung eines Kreuzes oder Bildstocks an.

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