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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 236
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0238
Kriegsgeschehen am Oberrhein 1620/22*

Ludwig Lauppe f

Unterm 6. April wurde dem Ortenauer Landvogt Hans Reinhard von Schauenburg
angezeigt, den vier Ossaschen Kompanien auf Erfordern mit Proviant
und Munition beizuspringen. Am 12. brach Ossa über die Wanzenau nach
Drusenheim auf, erinnerte auch den Landvogt an den Befehl, das Regiment
sowie die 300 sächsischen Pferde, welche unter seinem Kommando zu Heriis-
heim standen, zu verpflegen; das Kommißbrot für 1300 Mann möge er nach
Hönau liefern, wo es der Schultheiß in Empfang nehmen und herabschaffen
werde, „weilen dieser Orten ganz nichts zu bekommen". Was Kraut und Lot
betraf, bat er dringend um Lunten und etwas Blei. Denn er hatte auf seine
1000 Musketen bloß 5000 Kugeln zu Benfeld empfangen; die Lunten sollte
er sich durch einen Seiler drehen lassen (Ortenau Fasz. 453). Die Umgegend
Hagenaus, vor allem die benachbarten hanauischen Ämter Brumath, Pfaffenhofen
und Wörth boten den erzherzoglichen Truppen Quartier, wobei Graf
Joh. Reinhard weitestgehendes Entgegenkommen erwies. Nun brachte der Anmarsch
dieser Völker kurz nach dem Abzug Mansfelds den geplagten Menschen
neue Not und zwang viele Überrheiner, Leben und Gut auf der Flucht erneut
für lange Wochen in den diesseitigen Ortschaften zu bergen.

Ossa aber saß ohne Nahrung und Futter für Mann und Roß zu Drusenheim.
Den 13. April klagten die Reiter zu Herlisheim unwillig, daß sie nun in fünf
Tagen ihren Pferden nicht ein Körnlein aufschütten konnten und drohten, sich
selbst auf die Suche begeben zu müssen. Unter Billigung ihres Obristleutnants
nahmen sie den Bauern den Saathafer mit Gewalt weg. In Lichtenau, wo der
Obrist am 14. gegen bare Bezahlung einzukaufen vermeinte, fand er sich
gründlich getäuscht. Amtmann Flach rückte nichts heraus, lehnte auch die Bitte,
bei den großen Hanfvorräten durch den Seiler Lunten drehen zu lassen, schroff
ab. Nicht besser erging es seinem Proviantmeister und etlichen Marketendern,
die man in Lichtenau zum Einkauf von Lebensmitteln nach Schwarzach gewiesen
hatte. Daselbst wurden sie von der Wache dem Baden-Durlacher Befehlshaber
vorgeführt, ihres Begehrens befragt und nach Durchsicht der Paßzettel
durch einen Musketier wieder mit leeren Händen aus dem Quartier geleitet.
Nach all dem war es nicht verwunderlich, wenn Ossa am 15. dem nach Drusenheim
abgeordneten Vogt des Landgerichts Achern, Joh. Bernhard Volz, in
höchstem Unwillen entgegenhielt, „daß man ihn samt seinem Volke so gar
mangelhaft mit Proviant und Munition an so gefährlichem Ort liegen lasse ...
Ihre Durchlaucht habe ihm Vertröstung geben, er werde aus der Landvogtei
sowohl mit Proviant, Fütterung und Wein als Munition versehen werden ...".
Auf die Mitteilung des Vogtes, aus Achern mit Brot versorgt zu werden,
schwand der Unmut. Verlangt wurden Brot für 1400 Mann auf drei Tage, dazu
Wein oder Bier für die Soldaten gegen Bargeld (der Vogt wollte zwei aus
Achern als Marketender verschaffen!), 10 z Lunten, 5 z Blei und 5 z Pulver.
„Sonsten thuen sye zue Trusenheim im Quartier sehr starckh einschantzen."
Den 17. ließ sich der Vogt 4968 Laibe Brot, 403 Pfund Pulver samt den Fäßlein,

* Fortsetzung aus „Die Ortenau" 57 (1977), 65-66.

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