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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 238
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0240
stärkt rückte Georg Friedrich am 5. Mai in das südwestliche Vorland von
Wimpfen.

Erzherzog Leopold, von der veränderten Politik des Markgrafen unterrichtet,
stellte an den Kaiser die Frage, ob er nicht mit seinem Volk in die Markgrafschaft
einfallen solle; doch müsse man bedenken, daß, wenn dieser „Danz"
einmal angefangen sei, man nicht mehr werde aussetzen können. Auch Herzog
Maximilian drängte den kaiserlichen Kommissar, zur Ausführung der vom
Reich ausgesprochenen Exekution zu schreiten. Ein von Lichtenau her über
Rastatt und Bretten in den Rücken Georg Friedrichs zu führender Angriff
sollte den Erzherzog in den Besitz der Markgrafschaft setzen. Aber die Kriegslage
hatte sich bis dahin wesentlich geändert.

Die gewaltige Truppenansammlung bereitete Straßburg keine geringe Sorge;
streng wurden die zur Sicherheit der Stadt und der Rheinbrücke getroffenen
Anordnungen gehandhabt, denn man fürchtete eine Blockade. Zur stärkeren
Besetzung der Schanzen erbat Hauptmann Florian Zeiß weitere 60 Musketiere
und 20 fl. zur Belohnung der Kundschafter. Dank der 2—300 Mann, welche
Nürnberg und Ulm geschickt hatten, verfügte die Stadt über 2000 Mann Fußvolk
(Moscheroschs Schreibkalender vom 20. April). Wenn sich die Leopoldischen
Truppen auch feindlich gegen Straßburg erwiesen, suchte der Rat doch allen
Wünschen des Erzherzogs, soweit sie sich mit der bisher geübten Neutralität
vereinen ließen, zu entsprechen. Der verlangte Paß für die demnächst im Kinzigtal
eintreffenden 1000 kaiserlichen Musketiere des Obristen Jakob Heinrich
Paradeis wurde zugesagt, jedoch sollte das Volk in fünf Abteilungen und mit
ausgelöschten Lunten durch die Stadt marschieren. Dagegen verweigerte der
Rat den begehrten Ankauf von Früchten, Blei und Kugeln, einstweilen auch
die Ausfolgung der im bischöflichen Hofe gelagerten 200 Zt. Blei. Das Verhältnis
blieb gespannt, da die Soldaten in ihren Quartieren keine Lebensmittel
vorfanden und in der Stadt nichts kaufen durften. Wenn auch Ausschreitungen
bei so zahlreichem aus verschiedenen Nationen zusammengewürfeltem Volk
nicht zu verhüten waren, so erfaßte die Bürgerschaft tiefe Erbitterung wegen
der Greuel des ausländischen Volkes zu Dorlisheim. Rechtsrheinisch taten die
Knechte in der Honauer Schanze auf Straßen und in Dörfern vielfachen Schaden
, verübten auch in der Nacht zum 2. Mai Tätlichkeiten auf die Wache im
Rheinpaß Kehl. Kapitän Zeiß ersuchte um weitere 100 Musketiere und etwas
Geschütz. Doch der Rat bedeutete ihm, es lägen überaus genug, 8—900 Mann,
draußen; Geschütz ließe man nötigenfalls hinausfahren. Weil sich Mansfelds
Armada fortwährender Zufuhr an Munition und Lebensmitteln erfreuen durfte,
wurden in der Wanzenau alle auf der III fahrenden Straßburger Schiffe angehalten
und durchsucht. Dabei nahmen die Ligistischen dem ordinari Marktschiff
, das wöchentlich von Hügelsheim nach Straßburg zu verkehren pflegte,
allerlei Sachen des markgräflichen Obristleutnants und Obervogts zu Stollhofen
weg. Auf seine Beschwerde erwiderte Ossa, nichts davon zu wissen; er werde
sich in der Wanzenau erkundigen, allda zwei Fähnlein vom Regiment des Grafen
zu Sulz lägen. Einen Tag später, nachdem Georg Friedrich seine Neutralität
aufgegeben hatte, den 23. April, forderte der vorsichtige Herzog von Württemberg
sein Volk wiederum nach Oberkirch zurück. Das badische Fähnlein
blieb weiterhin in Kehl; es hieß, die Knechte sollten bei Bedrohung Lichtenaus
nach Ulm und Schwarzach gelegt werden. Erst den 4. Mai zogen die Baden-
Durlacher ab. Beide Völker wurden vom Rate mit Dank entlassen.

Bereits den 26. Februar hatte Mansfeld dem Baden-Durlacher Obristen Plei-
kard von Helmstatt zu verstehen geben, Kundschaft zu haben, wie die Erzherzoglichen
nach den festen Plätzen Lichtenau und Willstätt trachteten. Er habe

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