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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 239
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dem Grafen von Hanau, weil er nicht stark genug sei, eine Garnison dahin angeboten
, ihn auch zum höchsten gewarnt und, falls ihm je daraus Unglück zustoßen
sollte, den Ruin seiner Lande angedroht. Und wegen Sicherung des
Städtleins Lichtenau ließ der General Baden-Durlach noch ganz besonders
bitten.

Unerläßlich für den Belagerer Hagenaus zu seiner Rücken- und Flankendek-
kung war der Besitz des rechtsrheinischen Lichtenau. Kaum hatte Ossa das
Drusenheimer Lager bezogen, als schon das Gerücht die Stadt Straßburg durcheilte
, Erzherzog Leopold wolle sich der festen Plätze Lichtenau und Willstätt
bemächtigen. Mit der Einräumung Lichtenaus an die katholische Partei nahm
Graf Joh. Reinhard, welcher dem Markgrafen nach Aussage Junker Flachs vorher
gegenteilige Versprechungen gegeben hatte, unter dem Zwang der Verhältnisse
eine zweideutige Haltung ein. Dagegen suchte Amtmann Hanß Philipp
Flach von Schwarzenberg aus seiner feindlichen Einstellung gegenüber den erzherzoglichen
Plänen gar keinen Hehl zu machen. Mußte doch Ossa am 14. April
dem Erzherzog klagend bekennen, Flach sei „seiner alten Weise nach uns ganz
zuwider und noch gut Mansfeldisch" gesinnt und habe, sobald ihm die Ankunft
des Kriegsvolkes in Drusenheim bekannt wurde, die Garnison mit 50 Mann
Ausschuß verstärken lassen. Im Verkauf von Viktualien gegen bare Bezahlung
habe er nichts erreichen können, obwohl der Amtsschaffner auf dem herrschaftlichen
Speicher noch ziemlich Frucht feil hielt. Desgleichen wurde seine
Bitte um Hanf zum Drehen von Lunten abgelehnt. Erbittert nannte er seinen
Widersacher einen falschen Mann. Wenig günstig empfand Ossa auch die Rückkehr
des Amtsschaffners Joh. Jakob Römer, eines „bösen, verschlagenen Menschen
", welcher eine Hauptmannschaft bei Mansfeld inne gehabt und in der
Wanzenau seine neugeworbene Kompanie bewehrt hatte, in seinen alten Dienst
nach Willstätt. Dazu hielt sich ein Junker Christoph von Hornberg, gewesener
mansfeldischer Kapitän, zu Offendorf auf. Mit Argwohn begegnete der kaiserliche
Obrist dieser seinem Unternehmen widrigen Stimmung im Lande und
empfahl, diese Männer als Spione gefangen zu setzen.

Trotz allem wurde auf 1. Mai 1622 zur gewaltsamen Besitzergreifung des Städtleins
Lichtenau geschritten. Die näheren Umstände berichtete Ossa dem Erzherzog
aus dem Lager Drusenheim:

„Da weder die zwei Sulzischen Fähnlein aus der Wanzenau, noch auch die begehrten
Schiffe angekommen sind, so hab ich denn mit der Einnahme Lichtenaus
geschaut, wie ichs allein mache und bin diese Nacht mit 800 Mann über
den Rhein gesetzt. Weil aber Amtmann Flach auf allen Worten und Straßen
Schildwachen zu Pferd, zu Fuß und zu Wasser ausgesetzt, ist er von der Uberfahrt
unterrichtet worden. Alsbald haben drei Mann Sturm geläutet ... Da hab
ich meinen Obristleutnant mit 200 Mann vorangeschickt und bin ihm mit weiteren
200 gefolgt, hab auch die schriftliche Ordonnanz, die mir von Ihr Gnaden,
meinem Herrn von Hanau, übergeben worden, dem Amtmann zugesandt, welcher
sich erklärte, er könne keineswegs dieser Ordonnanz gemäß sich verhalten,
weil sein gn. Herr ihn mündlich ein anderes befohlen, auch dem Markgrafen
die Parole gegeben, er wollte mir wieder schreiben und sich entschuldigen. Da
nun solches mein Obristleutnant mir angesagt hatte, bin ich alsbald selbst hervorgeritten
, ist aber der Amtmann schon wieder in der Stadt und die Tore geschlossen
gewesen. So hab ich ihm sagen lassen, daß er zu mir kommen wollte;
da ist er bis in die Vorstadt an die Palissaden gegangen . .. und hat zuletzt
einen halben Tag Frist begehrt. Da ich aber durchaus Resolution, ja oder nein,
haben wollte, hat er mir's rund abgeschlagen und sich wieder nach der Stadt

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