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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 242
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0244
Eyberg (Yburg) etwelche Stück Geschütz heruntergeführt worden und verlautet
, er wolle sein Heil nochmals versuchen" (Ortenau F. 453). Die unterlegenen
Baden-Durlacher hatten den Rückzug über Pforzheim nach Durlach angetreten
. Schon von Stuttgart aus hatte Georg Friedrich seinem Sohne, Markgraf
Friedrich V., nahegelegt, die zurückgekehrten Truppen wie auch das zu den
Fahnen einberufene Landvolk zur Verteidigung der gefährdeten Markgrafschaft
zusammenzuhalten.

Als die Kunde von des Markgrafen Niederlage im bischöflichen Hauptquartier
Pfaffenhofen eintraf, hielt Erzherzog Leopold den Augenblick für gekommen,
mit der Belagerung Hagenaus zu beginnen. In der Annahme, Tilly und Cordova
würden ihren errungenen Sieg ausnützen, glaubte er, dieselbe nun mit Aussicht
auf Erfolg in Angriff nehmen zu können. Besser wäre es allerdings seinem
Ansehen gewesen, nach dem Rate des Kaisers und Bayerns die Vereinigung
aller Streitkräfte am Oberrhein zu suchen. Doch daran hinderte ihn sein Ehrgeiz
, solange er nicht zum Generalissimus über alle drei Armeen ernannt worden
war. Den 8. Mai rückte Leopold mit seinem Volk vor Hagenau, vermochte
aber wegen Mangel an Pulver nicht viel auszurichten. Dem Ersuchen um Verabfolgung
der letzthin verweigerten 200 z Blei wurde diesmal von Straßburg
stattgegeben.9 Den 11. schritten die Italiener und Burgunder zum ersten Sturm,
doch wehrten die Mansfeldischen den Angriff tapfer ab. Am Nachmittag des
14. machte die Hagenauer Garnison einen Ausfall, um die Schanzarbeiten der
Belagerer zu stören, wobei Obristleutnant Hans Ludwig Völsch den Tod fand.
Unsägliche Schwierigkeiten bereitete die Verpflegung, da das Unterelsaß schon
durch Mansfeld rein ausgesogen war. Unterm 5. Mai hatte der Erzherzog bei
dem Ortenauer Landvogt Erkundigung über die zu liefernde Brotfrucht eingezogen
, aber der Oberproviantmeister Christoph von Wangen begehrte weder
Mehl noch Frucht, sondern Brot, Brot, Brot! Tag für Tag steigerten sich die
Anforderungen, 10 000, dann 12 000 Laibe täglich für das Lager vor Hagenau.
Die ganze Landvogtei mußte backen! Von der Anfahrt wird berichtet, daß der
Rhein von Appenweier oder Griesheim in derselben Zeit wie von Achern aus
zu erreichen und die Straße „über Bischen nach Grebelsbaum" sehr gut sei;
dagegen „habe ein Fuhrmann mit sechs Pferden durch die Tiefe des Maiwaldes
, 4—500 Brote zu führen, über die Maßen genug zu tun" (Ortenau F. 453).

Da Mansfeld Kenntnis von der drohenden Gefahr erhielt, brach er ungesäumt
aus Frankenthal zum Entsatz auf. Der Erzherzog fand es nicht für ratsam, sich
in einen Waffengang mit dem kriegserprobten Gegner einzulassen. So beschloß
er, um Volk und Geschütz in Sicherheit zu bringen, den Rückzug. Mansfeld
wurden indes 1000 Reiter entgegengeschickt. Der bischöfliche Statthalter, Graf
Hermann Adolf von Salm-Reifferscheidt, erhielt Befehl, am Abend des 17. mit
dem Fußvolk nach Drusenheim abzuziehen und den Rhein zu überschreiten.
Von Lichtenau aus sollte es Tilly zugeführt werden. Leopold selbst hatte sich
nach Zabern begeben. Allein die erzherzogliche Reiterei wurde in heißem Gefechte
im Vorfeld Hagenaus überwunden und eilte in wilder Flucht ins Lager,
wo die Kunde vom Anzüge eines starken feindlichen Heeres einen panischen
Schrecken hervorrief. Das Fußvolk ließ Gepäck-, Munitions- und Proviantwagen
stehen und suchte nur noch Drusenheim und den Rhein zu erreichen. Die

9 Als nach ihrer Freigabe am 9. Mai die Vorräte ins Schiff geladen wurden, wollten die gegen die
Leopoldischen Truppen aufgebrachten Bürger alles in der III versenken, wenn nicht rechtzeitig Rat
geschafft und die Schiffe ans Kaufhaus hinauf gebracht worden wären. Da die Bürger meinten, es
würden die Waren wieder ausgeladen, konnten sie hier über Nacht bleiben und am frühen Morgen
unbehelligt abfahren.

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