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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 243
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0245
Reiter eilten Molsheim zu. Aus dem verschanzten Drusenheim sandte der Befehlshaber
, Graf von Salm, den 18. eine Kundschaft nach Wimpfen, daß er
gestern mit der ganzen Armee daselbst angelangt sei und um weitere Anweisungen
bitte. Tilly antwortete am 20., ja nicht in die Markgrafschaft einzufallen
, sonst werde er den kürzeren ziehen. Vielmehr möge er warten, bis sich
Cordova wieder mit ihm vereinigt habe, was etwa sechs Tage dauern dürfte,
damit sie ihm nötigenfalls beispringen könnten. Einstweilen möge er sich in
Drusenheim verschanzt halten, denn er selbst könne unmöglich nach dem Elsaß
ziehen, weil er den heranrückenden Halberstädter nicht aus dem Auge verlieren
dürfe.

Inzwischen hatte sich das Schicksal der erzherzoglichen Armada vollendet. Rüstungen
, Spieße und Sturmhauben, welche die Fliehenden weggeworfen hatten
, wiesen den Mansfeldern den Weg. Sie umstellten das befestigte Drusenheim
; was nicht über den Rhein zu entkommen vermochte, fand bei der Erstürmung
den Tod oder wurde gefangen. Groß war die Beute an Waffen und
Munition. Die mansfeldischen Reiter streiften bis in die Straßburger Gegend,
wobei die hanauischen Ämter wieder arg mitgenommen wurden. Im ersten
Schrecken, so wird erzählt, sei der alte Graf von Hanau auf Schloß Lichtenberg
geflüchtet; sein Sohn Philipp Wolf habe vor dem Kurfürsten Friedrich einen
Fußfall getan und sich zur Einräumung von Lichtenau und anderer fester
Plätze erboten. Große Sorge bereitete auch Mansfeld die Auftreibung der nötigen
Lebensmittel. Unterm 19. meldete sein Bericht den Sieg und die Befreiung
des Landes von dem feindlichen Kriegsvolk an Straßburg. Dabei erinnerte
er an die schon im Februar geforderte Aushilfe mit 200 000 Reichstalern,
welche die Stadt, Hanau, die Stifter und alle Einwohner des Elsaß erlegen
sollten, seine Armee mit Proviant und Munition zu versorgen, davon auch für
zwei Tage nach Weyersheim zum hohen Turm führen zu lassen. Laut einer
Aufstellung zählte sein Fußvolk 17 000 Mann, die Reiterei 6000 Pferde, dazu
Artillerie und Generalstab, zusammen an 25 000 Köpfe und 8000 Pferde.
Ohne weiteren Aufenthalt verließ Mansfeld wieder das Elsaß.

Der Übergang der Leopoldischen Truppen auf die rechte Rheinseite ließ den
jungen Markgrafen Friedrich von Baden-Durlach nichts Gutes ahnen. Da er
glaubte, es stehe ein Einfall in die Markgrafschaft bevor, fertigte er alsbald
seinen Obristleutnant Joh. Georg Bertram von Herspach an den Erzherzog mit
der Bitte ab, keine Feindseligkeiten zu eröffnen, was dieser im Hinblick auf
seine traurige Lage schon zusagen mußte. Zur Sammlung des zersprengten
Heeres befahl Leopold dem um Lichtenau lagernden Volke, nach Grafenhausen
und Kappel zu rücken, um über die Rheinauer Fähre das Elsaß zu betreten.

Die unter Führung des Grafen von Salm seit 20. Mai abmarschierenden Truppen
bestanden nach einem ausführlichen Berichte Ossas an Tilly — Lichtenau,
21. Mai 1622 — aus den kaiserlichen Regimentern zu Fuß Schauenburg und
Paradeis, zwei Fähnlein des bayerischen Regiments zu Fuß Sulz, vier italienischen
und drei burgundischen Tercios und sieben Geschützen. Vom Landgericht
Achern waren 40 bespannte Wagen zur Abfuhr der Munition zu stellen
. Da jammerten die Fronbauern, wer ihnen bei Rheinau wieder zu ihren
Rossen und Fuhrwerken verhelfen würde! Das geflüchtete Kriegsvolk gebär-
dete sich als ein ganz gefährlicher Gast. In Lichtenau ward Mathis Schulmeister
, Bäcker und Wirt, erschossen. Kaum eine Kirche blieb im Vorbeimarsch
unberührt. Zu Scherzheim erbrachen sie die „Treßkammer" der Sakristei, in
Linx wurden die Kirchengeräte, Taufkanne samt Becken sowie eine Abendmahlskanne
geräubert. Doch war dies ein Kinderspiel gegenüber ihrem Verhalten
anderwärts. Nach Abzug der Burgunder und Italiener wurde allein im

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