Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 244
(PDF, 62 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0246
Gericht Griesheim der durch Plünderung und Brand verursachte Schaden auf
13 000 fl angegeben. Viehisch wüteten die „Polaggen" (Kosaken) im Landgericht
Achern durch Niederhauen etwelcher armer Untertanen, Verbrennen vieler
Häuser, Berauben unterschiedlicher Dörfer und ihrer Kirchen, Entführung vielen
Viehes, sonderlich vieler hundert Pferde, von Kardien und Wägen. Nach
der Meißenheimer Chronik kamen den 23. Mai 54 Fähnlein Leopoldischen
Kriegsvolkes von Hofweier und Niederschopfheim, hausten dermaßen übel,
sonderlich die Neapolitaner und Burgunder, und zogen über Oberschopfheim,
Friesenheim, Dinglingen, Mietersheim, welches sie rein ausplünderten, ins bischöfliche
Amt Ettenheim, wo sie ihrer eigenen Herren Untertanen durch Raub
und Plünderung verdarben. Ihnen folgten die fünf Fahnen des Ossaschen Regiments
über Altenheim, Ichenheim, Kürzell, Allmannsweier nach Rust und
Kappel am Rhein.10 Hier lag das ganze Heer einige Zeit still. Laut Beschluß
vom 23. sollte die Landvogtei mit Backen und Nachschicken des Kommißbrotes
innehalten. Um die Bewegungen der mansfeldischen Armee im Auge behalten
und andererseits Kundschaften über Baden-Durlach einziehen zu können, bot
sich Lichtenau weiterhin als geeigneter Platz dar. Ossa ließ daher während
des Marsches einen Fahnen seines Regiments unter Hauptmann Wolf Ludwig
Bock von Bläsheim dahin zurückkehren und das Städtlein sowie die Graueis-
baumer Rheinfähre besetzt halten (Ortenau F. 453).

Markgraf Georg Friedrich führte seine unterdes wieder gesammelten Streitkräfte
bei Durlach zur Musterung und stieß den 31. Mai bei Mannheim zu
Mansfeld, um Herzog Christian von Braunschweig, dem Verwalter des Bistums
Halberstadt, über den unteren Main hinweg die Hand zu reichen. Doch
dem kriegsgewandten Tilly gelang es durch rechtzeitige Vereinigung mit den
Truppen des kaiserlichen Feldmarschalls Joh. Jakob von Anholt, dem „Halberstädter
" am 20. Juni bei Höchst a. M. eine Niederlage zu bereiten. Mit dem Rest
seiner zertrümmerten Armee suchte Herzog Christian den Kurfürsten und
Mansfeld in Mannheim auf. Nun verzichtete der „alte" Markgraf auf eine weitere
Teilnahme am Kampfe und kehrte heim. Mansfeld aber fiel samt seinen
neuen Verbündeten in Begleitung des Pfalzgrafen Friedrich zum dritten Male
in das erschöpfte Elsaß ein. Um der Not ein Ende zu machen, beschlossen die
unterelsässischen Stände die früheren Friedensvermittlungen wieder aufzunehmen
. Zur Tagung im Hanauer Hofe in Straßburg am 28. Juni hatte Mansfeld
bereits seine Forderungen gestellt. Graf Joh. Reinhard machte persönlich den
Vorschlag, eine große Summe zu bewilligen und die Plagegeister aus dem
Lande zu kaufen: „denn es handle der General von Mansfeld jetzmalen wie
ein Krämer, welcher anfangs seine Waren in hohem Preis ausbietet und aber
in geringem weggibt." Der Ammeister winkte ab, die Stadt wollte das Geld
nicht vorschießen.11

Sofort traf auch Erzherzog Leopold seine Anordnungen. Laut Befehls aus Breisach
vom 21. Juni sollte die Landvogtei der Lichtenauer Besatzung ohne Säumnis
mit 150 Viertel Mehl aushelfen. Acht Tage hernach fragte Ossa aus Ken-
zingen an, warum seinem Hauptmann erst 92 Viertel angeliefert wurden. Sollte
mansfeldisches oder markgräfisches Volk heraufrücken und vielleicht etwas

10 Ludwig, Der Dreißigjährige Krieg in der oberen Ortenau. Lahr 1913.

11 Nach Strobel IV, 273 (Adam Walther Strobel, Vaterländische Geschichte des Elsasses, Straßburg) leistete
der Graf von Hanau an Mansfeld 100 000 fl. Brandschatzung, was vielfach in lokalgeschichtliche
Abhandlungen übernommen wurde. Die angeführten Aktenauszüge des Straßburger Stadtarchivs beweisen
das Gegenteil. Die Nachricht dürfte also ein Irrtum sein. Sie ist auch undenkbar, denn die
Hanauer Staatsfinanzen waren durch die Verschwendungssucht Graf Joh. Reinhards I. bankrott.

244


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0246