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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 245
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gegen Lichtenau oder gar den Breisgau im Schilde führen, dürfte zur Anfuhr
des noch fehlenden Getreides weder Zeit noch Stunde versäumt werden. Und
da die Ortenau dem Feuer am nächsten läge, sollte der Landvogteiverweser
Rudolf von Neuenstein den Ausschuß des ledigen Volkes hinaufverordnen. Dem
Grafen Egon von Fürstenberg empfahl Leopold die Sicherung des Kinzigtales;
denn Straßburg werde wahrscheinlich den Zug über die Rheinbrücke gestatten.
Auch Tilly ward von Herzog Maximilian angewiesen, durch die Markgrafschaft
landauf zu rücken und den Feind am Ubersetzen des Stromes und dem Durchbruch
nach Schwaben zu hindern.

Offenburg und die Ortenau aber standen in hellem Aufruhr, da mit Beginn
des Juli das gemeine Geschrei erscholl, Mansfeld und der Halberstädter hätten
bereits auf der Metzgerau um Straßburg Quartier genommen und würden mit
ihrer starken Armada, bei 30 000 Mann, herübersetzen. Eine Richtigstellung
durch den Rat beruhigte am 3. die Gemüter: Beide seien wohl in der Stadt
angekommen, den nachgesuchten Paß jedoch habe man abgelehnt. Straßburg
mußte das Werk treiben lassen, wiewohl es geringe Lust empfand, solche Gäste
länger im Lande zu halten. Inzwischen hatten sie sich an die Belagerung der
bischöflichen Residenz Zabern gemacht. Hier im Feldlager trug sich am 13. Juli
ein unerwartetes Ereignis zu:

Kurfürst Friedrich entließ auf Veranlassung seines Schwiegervaters, des Königs
Jakob von England, den Grafen von Mansfeld und Herzog Christian von
Braunschweig aus seinem Dienste.

Die Belagerung ward aufgehoben; die Völker zogen sich um Buchsweiler und
Neuweiler vor der Zaberner Steige zurück. Beide Abenteurer führten sodann
ihre Truppen durch Lothringen nach Holland, das mit Spanien immer noch in
Fehde lag. Der schwer gedemütigte Kurfürst begab sich Von neuem nach dem
Haag.

Dieses schmähliche Ende wäre nicht unbedingt notwendig gewesen. Denn für
die kurpfälzische Sache stand eine recht ansehnliche Truppenmacht am Oberrhein
zur Verfügung. Es fehlte allein die starke Hand, die Zersplitterung der
Kräfte, welche die Niederlagen von Wimpfen und Höchst herbeigeführt hatte,
zu verhindern. Kurfürst Friedrich zeigte leider nicht die Befähigung zum militärischen
Führer.

Da von Mansfeld nichts mehr zu befürchten war, rückte Erzherzog Leopold mit
seinem Volke ins Unterelsaß. Auf der rechten Rheinseite nahte die Tillysche
Armada unter dem Grafen Joh. Jakob von Anholt, um am Fahr zu Grauels-
baum den Rhein zu überschreiten. Den 16. Juli kamen etlich 1000 Mann des
bayerischen Volkes zu Roß und Fuß um Durlach an: in Rastatt und Stollhofen
sollte Kommißbrot gebacken werden. Straßburg fürchtete für seine oberhalb
dem Rheinpaß gelegenen Höfe und Dörfer und suchte um Überlassung schriftlicher
Salvagardien nach.12 Bereitwilligst wurden dieselben unter „Signatum
Ulm bei Lichtenau, 25. Juli 1622" durch den Feldmarschall erteilt. Die Bitte,
seinen Marketendern den freien Kauf von Lebensmitteln und anderen Notwendigkeiten
zu gestatten, schlugen die Dreizehner ab; was er für sich selbst
brauche, möge er in der Stadt kaufen lassen. Einzelne ligistische Soldaten machten
sich mit Paßzetteln auf den Weg nach Kehl, wo sie ihr geräubertes Gut an
Straßburger Händler versilberten. In der Markgrafschaft Baden-Baden tat das

12 Es handelte sieh um den Spitalhof und den Niederweierer Hof bei Goldscheuer samt den Dörfern
Allmannsweier, Nonnenweier, Wittenweier.

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