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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 246
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0248
eingelagerte Tillysche Kriegsvolk mit Raub, Brand und Mord unsäglichen
Schaden. Sonderlich die Kroaten und Kosaken richteten alles jämmerlich zugrunde
, schlugen den Fässern die Böden ein, schnitten die Betten auf, zerstreuten
die Federn; ja, sie hieben Kindern die Köpfe ab, zerstückelten die
Leichen und marterten die Erwachsenen. Moscherosch berichtete unterm 28.,
wie diese Unmenschen Bühl samt dem darin liegenden Volke, desgleichen
Steinbach, den Flammen übergeben hätten. Am selben Tage wurde Burckhart
Naber, der Weber zu Memprechtshofen, von bayrischen Soldaten erschossen.

Schon den 23. Juli ließ der Erzherzog 30—40 Schiffe mit den dazu erforderlichen
Schiffsleuten von Straßburg, auch die freie Durchfahrt der Proviantschiffe des
Statthalters in Ensisheim erbitten. Gleichzeitig stellte der Landvogt Hans Reinhard
von Schauenburg das Ersuchen, der Rat möge zur "Übersetzung der
8000 Mann zu Pferd und 5000 zu Fuß nicht nur die Gestellung der Schiffe gewähren
, sondern auch das Gepäck über die Rheinbrücke lassen, die Überführung
gehe sonst zu langsam vonstatten. Zwar wurde der Kauf von Schiffen
freigegeben, aber die Schiffsleute lehnten in ihrer feindlichen Gesinnung wider
das Leopoldische Kriegsvolk jede Dienstleistung ab. Seit 25. schlug Erzherzog
Leopold zu Drusenheim sein Lager auf, Anholt hier zu erwarten. Andern Tages
suchte Obrist Hannibal von Schauenburg um den Paß über die Rheinbrücke
nach und beteuerte, daß die Truppen, welche der kaiserliche Bruder seiner
Durchlaucht abermals überlassen hätte, mit weniger Belästigung des gemeinen
Vaterlandes übergesetzt werden sollten. Da sich Straßburg weiterhin ablehnend
verhielt, erbat er 20 Schiffsleute mit starken Rudern, klagte auch, daß
von den vorhandenen 16 Fahrzeugen bereits 7 oder 8 zerbrochen wären. Wie
gegenüber Mansfeld stets geschehen, blieben Meister und Rat hart; mit Holz,
Ankern und Seilen wollte man gerne aushelfen. Schließlich gaben sie doch die
Zusage, das Gepäck dieses zahlreichen Volkes über die Brücke zu lassen. Leopold
mußte sich aber auf gewisse Bedingungen verpflichten, die von dem großen
Mißtrauen zeugen, das ihm die Stadt entgegengebracht hat, nämlich:
1. Der Durchzug der Gepäckwagen hat um vier Uhr morgens zu beginnen und
muß spätestens bis dahin nachmittags beendet sein. 2. Auf einmal dürfen höchstens
40 Wagen über die Brücke geführt werden, und zwischen je zweien ist
ein Abstand von der Länge eines Brückenjochs einzuhalten. 3. Die Wagen dürfen
von gar keinem Soldaten begleitet sein, müssen offen gehalten oder falls
sie geschlossen sind, vor der Kinzigbrücke sich eine Durchsuchung gefallen
lassen. 4. Vier oder fünf erzherzogliche Offiziere und „Patrioten" (Einheimische)
haben den Fuhrleuten den Weg zu weisen und dafür zu sorgen, daß keine
Stockung eintrete und auf Straßburger Grund und Boden nicht gehalten werde.
Am 28. standen außer den Kosaken nicht mehr denn 700 Pferde diesseits des
Rheines, „die werde man mit Schiffen hinüber bringen". Nachdem die Dreizehner
jedem Wagen ein Geleite von zwei oder drei Knechten bewilligt hatten,
wurde der Paß für diesen Rest „in Gottes Namen" ebenfalls freigegeben. Einige
Räte begaben sich nach Kehl hinaus, die städtischen Söldner traten auf den
Lärmplätzen zusammen und gleich darauf zogen die „Papagien" durch die
Nacht, zuletzt am 30. auch die „Cosaggische papagi". Ein Dankschreiben des
Feldmarschalls aus dem Ulmer Feldlager enthielt das Ersuchen, das angebotene
Präsent der zwei Faß Wein und zehn Sack Hafer auf künftigen Samstag
(30.) ins Hauptquartier Drusenheim anliefern zu wollen. Für den Erzherzog be-
maßen die Herren das übliche „Verehr" auf anderthalb Fuder oder sechs Faß
Wein und dreißig Säcke Hafer.

Unterm 29. Juli benachrichtigte Leopold aus dem „Veldtlager in Trusenheimb"
den Kaiser, daß General von Anholt mit etlichen Regimentern zu ihm gesto-

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