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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 256
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0258
Die Kehler Festung von 1681

Ein Beitrag zu Vaubans Befestigungstechnik

Carl Helmut Steckner

Bei den Fundamentierungsarbeiten für den Bau eines Warenhauses
nördlich der Hauptstraße auf einem Grundstück zwischen Kasernen-,
Schul- und Blumenstraße kam im September 1977 Mauerwerk der Kehler
Vauban-Festung zutage. Wie aus Plänen des 18. und 19. Jahrhunderts, die
das Hanauer Museum aufbewahrt, bekannt ist, handelt es sich um einen
Teil der Frontseite des 1681 im Vorfeld der Hauptfestung Kehl angelegten
südöstlichen Hornwerks. Es ist der größte vermessene Mauerrest der
Festung, der bisher gefunden wurde.

Das freigelegte in NNO-Richtung verlaufende Mauerstück besteht aus einem 43.2 m langen
geraden Teil, knickt am nördlichen Ende auf 6,3 m Länge in einem Winkel von 24 Grad um
2,5 m zurück und springt dann in einem ca. 12 m langen Bogenstück nach Osten vor zu einer
nicht freigelegten Bastion außerhalb des Grundstücks. Soweit sichtbar bestand das Mauerwerk
unten aus drei Lagen von Quadern aus Buntsandstein (und vereinzelt aus Basalttuff),
oben aus Backstein, durchgehend mit einem Böschungswinkel von 11 Grad. Breite Unterkante
3,20 m (Haustein), Breite Oberkante 3,00 3,10 m (Ziegel). Die drei Teilstücke wiesen
jeweils 11 bzw. 2 und 2 rückwärtige Verstärkungen (Zungenmauern) aus Ziegelmauerwerk
auf, jeweils 2,50 m lang und von 1,60 m bei der Basis an der Mauer auf 0,80 m verjüngt.
Diese Quermauern bildeten mit der Hauptmauer einen zusammenhängenden Mauerverband
von 2,60 m Höhe, Oberkante 2,84 m unter Straßenniveau = 133,76 m (Gehweg). Es ist
der nach der Schleifung 1815 im Boden verbliebene Rest der Mauer, die sich unterhalb des
Grundwasserspiegels fortsetzt. Dieser unterste Teil wurde jetzt nicht beseitigt und auch
nicht vermessen.

Die Hausteine sind bossiert mit 3^1 cm breitem Randschlag. Einige haben auf dem Spiegel
Steinmetzzeichen (Kreuz oder Buchstaben A, F, M, S und FM = Forteresse Militaire,
Zeichenhöhe 7-13 cm). Da sie die Böschung zum Wassergraben bildeten, tragen sie starke
Kalkablagerungen.

Maße: (Beispiele: Höhe, Länge, Tiefe, Randschlagbreite, Buckelvorsprung in cm)
H 33 L 131 T 34 40 R 3,5 B 6
H 33 L 67 T 30 R 3-4 B 3
H 32 L 51 T 35-39 R 4 B 5

Senkrecht auf das Südende der Mauer stießen zwei lim voneinander parallel verlaufende
12.7 m lange doppelte Pfahlreihen (gespitzte Kiefernholzpfähle 20 cm Durchmesser, 1-1,5 m
lang), die im Bereich des ehemaligen Wassergrabens in 60 cm-Abständen eingerammt
waren. Einzelfunde: Teile des von einer Bauzeichnung aus dem GLA neuerdings bekannt
gewordenen Toraufbaus (profilierte Deckplatte, Pfeilerstück), Kanonenkugeln mit Durchmessern
von ca. 16 cm (vollständig) und 32 cm (Bruchstücke). Von einigen im Baugelände
gefundenen Brunnen wurden Holzteile zur dendrochronologischen Untersuchung nach
Stuttgart-Hohenheim geschickt.

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