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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 294
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0296
ner beteiligt, wie z. B. der Wachtmeistermaat
Lamm, der als Delegierter des Kieler
Soldatenrates seinem Landsmann Adolf
Geck in Offenburg über die dortigen Ereignisse
berichtete. Und der Karlsruher Matrose
Schehr hatte in Wilhelmshaven „in
der Propaganda, ebenso bei der Bildung von
Demonstrationszügen und Soldatenräten"
eine Rolle gespielt (Oeftering). Was die
weitere Bemerkung des Vf. betrifft, daß sich
am 9. November in Karlsruhe „erst am
Abend überaus zögernd eine Soldatenversammlung
formierte", so berichtet wiederum
Oeftering: „Der Bahnhofsplatz war
gedrängt voll Soldaten...", keine Bemerkung
, daß sie nur zögernd zusammengekommen
seien. Während sich die Parteiführer
im Rathaus versammelten, drängten sich
die Massen auf den Straßen; und während
des Marsches vom Bahnhof zum Rathaus,
wobei sich der Stadtrat Sauer mit dem
Unabhängigen Brümmer bereits am Bahnhof
über die Bildung eines Ausschusses
verständigt hatten, wurde man sich im
Rathaus über die Bildung eines Wohlfahrtsausschusses
einig. Der nicht anwesende
Sauer wurde zum Obmann ernannt. Bei
Ankunft des Zuges gab der Unabhängige
Böpple sofort bekannt, man habe einen
Arbeiter- und Soldatenrat gebildet und
wolle im großen Rathaussaal tagen. Man
wird kaum belegen können, - falls man
dieser Frage überhaupt Bedeutung beimessen
will , daß der Soldatenrat später als der
Wohlfahrtsausschuß gebildet wurde. Festzuhalten
bliebe lediglich, daß sich der
Soldatenrat als revolutionäres Organ der
versammelten Soldaten konstituierte, während
der Wohlfahrtsausschuß ein Gremium
- in der Zusammensetzung teilweise zufallsbedingt
- von Politikern, Parteileuten und
Gewerkschaftssekretären war, das zusammengetrommelt
worden war, um die Entwicklung
in den Griff zu bekommen.

Eberhard Gönner weist im Vorwort auf die
Aktualität des Themas hin: „Die politischen
Gegensätze, die in der russischen
Revolution von 1917 aufgebrochen sind und
auch in der deutschen Revolution von 1918
offenbar wurden, bestimmen bis auf den
heutigen Tag die europäische Geschichte."
Doch die Novemberrevolution brachte keine
entscheidende soziale Wandlung: „Von
dieser Revolution ist keine Initialzündung
für eine neue soziale und verfassungsgeschichtliche
Entwicklung ausgegangen,
aber sie hat bestehende Trends verstärkt
und beschleunigt."

Dr. Erwin Dittler

Die CDU in Baden-Württemberg und
ihre Geschichte, hrsg. von Paul-Ludwig
Weinacht.

Mit einem Geleitwort von Hans Filbinger.
Stuttgart u. a. Kohlhammer, 1978. (= Schriften
zur politischen Landeskunde Baden-
Württemberg, hrsg. von der Landeszentrale
für politische Bildung, Bd. 2)

Nach der von Bausinger, Eschenburg u. a.
herausgegebenen Landeskunde Baden-
Württemberg (1975) legt jetzt die Landeszentrale
für politische Bildung den zweiten
Band ihrer Schriften über die CDU im
Südwesten vor. Bände über die SPD und die
FDP/DVP werden folgen. Der Herausgeber
Paul Ludwig Weinacht und seine Mitautoren
haben hier ein unentbehrliches Nachschlagewerk
über die CDU geschaffen, das
in der Gliederung den einzelnen Landesverbänden
(Südbaden, Nordbaden, Nord-
Württemberg, Württemberg-Hohenzollern)
und den zeitlichen Abschnitten „Geschichte
" 1869-1945, Nachkriegszeit 1945-51,
Baden-Württemberg 1952-1971/72, alleinige
Regierungsverantwortung 1971/72-1977
folgt. Dabei machen die Autoren deutlich,
daß die historischen Wurzeln der CDU in
die katholischen und evangelischen Parteien
des 19. Jhs. zurückreichen, daß die
These von der „Neugründung" nach der
Katastrophe von 1945 in ihrer Ausschließlichkeit
also revidiert werden muß; dennoch
erscheint dem Rezensenten das historische
Kapitel (Teil A) zu kurz geraten.

Während der Historiker zeitliche Distanz
zum Geschehen als unerläßliche Arbeitsvoraussetzung
betrachtet und auf die Öffnung
der Archive wartet (vielleicht auch
vor jüngsten und noch aktuellen Themen
zurückscheut), bezieht Weinacht, Professor
an der PH in Freiburg, mit dem Mut des
Politologen sogar noch die Vorgänge um
den Rücktritt von Hans Filbinger als Ministerpräsident
im Spätsommer 1978 in seine
Einführung ein. Obwohl mit seinen Sympathien
auf Seiten der CDU, gelingt ihm in der
Auswertung der publizistischen Kontroverse
(„Der Spiegel", „Die Zeit" - „Rhein.
Merkur") eine ausgewogene Darstellung.
Da die baden-württembergische CDU den
Wechsel von Filbinger zu Lothar Späth
relativ reibungslos überstanden hat, dürfte
inzwischen auch die noch unter dem Eindruck
der Ereignisse getroffene pessimistische
Vorausschau für die Partei gegenstandslos
geworden sein (29 Anm. 46).

H. Raulff

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