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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 296
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0298
In seinem Beitrag über „Bock und Sündenbock
- Das Zeichen und das Bezeichnete"
zieht Johannes Werner den Bogen von
Hexenwahn zu Judenverfolgung. Er zitiert
u.a. Egon Friedeil, der die Hexenverfolgung
u. a. aus verdrängter Sexualität zu erklären
versuchte.

Ein zum Nachdenken anregendes BucK.

C. H. Steckner

Heinz Kneile, Stadterweiterungen und
Stadtplanung im 19. Jahrhundert
Freiburg Lahr-Karlsruhe Mannheim

Auswirkungen des ökonomischen und sozialen
Strukturwandels auf die Stadtphysiognomie
im Großherzogtum Baden
Veröffentlichungen aus dem Archiv der
Stadt Freiburg i. Br. 15/1978, 16 Abb. - Im
Kommissionsverlag der Wagnerschen Universitätsbuchhandlung
Freiburg
Die Reihe der Veröffentlichungen aus dem
Stadtarchiv Freiburg wurde mit einer Publikation
fortgesetzt, die der Stadtgeschichtsforschung
des Oberrheingebietes
neue Bereiche erschließt. Archivdirektor
Dr. Franz Laubenberger ist es zu danken,
daß die 1976 bei dem Freiburger Univ.
Professor Dr. Erik Forssmann erarbeitete
Dissertation über Stadterweiterungen und
Stadtplanung im Großherzogtum Baden in
geraffter Fassung herausgegeben und damit
einem größeren Interessentenkreis zugänglich
gemacht werden konnte. Der Verfasser
Dr. Heinz Kneile wertete Bild- und
Quellenmaterial der im Titel genannten
Städte nicht nur aus, um die städtebauliche
Entwicklung Freiburgs während des 19.
Jahrhunderts darzustellen, sondern auch
um im Vergleich mit Lahr, Karlsruhe und
Mannheim die Wechselwirkungen zwischen
Stadttyp, Bevölkerungszunahme, sozialer
Schichtung und wirtschaftlicher
Funktion der Stadt im 19. Jahrhundert zu
verdeutlichen.

Daß die tiefgreifenden Veränderungen politischer
, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher
Art jener Zeit auch Auswirkungen auf
das Bild der badischen Städte haben mußten
, ist leicht zu verstehen, brachten doch
die einsetzende Industrialisierung mit enormer
Ausdehnung der Produktionsanlagen
und die damit verbundene Massierung von
Einwohnern neuartige Probleme für die
Stadtplaner mit sich, die es mit den Mitteln
der damaligen Zeit zu bewältigen galt.

Welche Rolle der großherzogliche Staatsbaumeister
Friedrich Weinbrenner bei der
Entwicklung der Stadtplanung in Baden

spielte, läßt sich an seinem Erweiterungsplan
für die Residenzstadt Karlsruhe ablesen
. Einem ganz auf das Schloß des Regenten
hin orientierten Gemeinwesen des 18.
Jahrhunderts setzte Weinbrenner nun südlich
die in sich ruhende Bürgerstadt mit
dem Marktplatz als Gegenpol zum Schloß
gegenüber. Von Palladio deutlich beeinflußt
, gestaltete Weinbrenner Freiräume,
die er abrupt und kantig aufeinanderstoßen
ließ und deren schmale Achsenperspektive
den breit-monumentalen Platzabschluß der
barocken Plätze ablöste. Auch an anderen
Beispielen weinbrennerischer Stadtplanung
(Lahr und Kehl) ablesbar, entwickelte
sich übrigens die völlig isolierte Stellung
eines Repräsentationsbaues ohne symmetrischen
Gegenpol für das ganze 19. Jahrhundert
zur tragenden Gestaltungsidee bei
Platz- und Monumentalbau-Anlagen.

Drückende Wohnungsnot zwang 1824 die
Freiburger Stadtväter, dem Kreisbaumeister
Christoph Arnold den Auftrag zu einer
Stadterweiterung im Norden (Zähringer
Vorstadt) zu erteilen, die dem Wiederaufbauplan
Kehls in vielen Bezügen frappant
ähnelte. Durch genaue Bauvorschriften
entstand - ähnlich wie in Karlsruhe - eine
weiträumige Vorstadt mit praktischen Torfahrthäusern
neben freistehenden Villen,
die reiche Bürger zum Wohnen lockten. Die
bürgerliche Oberschicht strebte nun aus
der Stadtenge hinaus ins freie Naturvorland
. Ein letztes Zeugnis weinbrennerischer
Städtebaukonzeption! Auch die erst
nach 1840 entstandene Freiburger Stephanienvorstadt
zwischen Martinstor
und Dreisam stieß in die unbebaute
Natur hinaus und überwand endgültig jede
mittelalterliche Enge. Mit inselartigen Erweiterungen
der Zähringer Vorstadt nach
Osten erschöpfte sich dann diese Art der
Stadtausweitung.

Im Gegensatz dazu begann sich im Süden
Freiburgs eine schmucklose, unregelmäßig
bebaute Streusiedlung kleiner Handwerker
, Rebleute und Taglöhner im Straßendorf
Wiehre zu entwickeln. 1844 versuchte
man, diese Entwicklung in dem Unterschichtenstadtteil
mittels Bauplanung in
den Griff zu bekommen und allgemein ein
gutes städtisches Straßennetz auszubauen.
Ähnliche Phänomene sind bei den anderen
badischen Städten erst zusammen mit der
Hochindustrialisierung nach 1862 zu beobachten
.

Nicht ganz so glücklich verliefen dann die
Stadterweiterungen, als liberalere Gesetze
die Einwohnerzahlen hochschnellen ließen.

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