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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 303
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und Oberharmersbacher Wehren gebührend
herausgestellt - Beachtung finden
wird. Thomas Kopp, als verläßlicher Chronist
des Harmersbachtales, als gründlicher
Erforscher unserer Heimatgeschichte, hat
es verstanden, uns nicht nur den Blick in die
Vergangenheit zu ebnen, sondern auch
einer traditionsreichen Vereinigung ein
unvergängliches Denkmal zu setzen und
darüber hinaus die Erinnerung an verdiente
Persönlichkeiten wachzuhalten, die dieser
Gemeinschaft im Laufe ihrer wechselvollen
Geschichte Gemeinsinn und kameradschaftliches
Leben verliehen haben.

K. Klein

P. Adalbert Ehrenfried, Bildstöcke und
Wegkreuze im Kirchspiel Zell am Harmersbach
.

Gedruckt Bruchsal 1978, im Selbstverlag des
Verfassers (Kapuzinerkloster, 7615 Zell a.
H.).

P. Adalbert Ehrenfried, Bildstöcke und
Wegkreuze im Kirchspiel Nordrach.

Gedruckt Bruchsal 1978, im Selbstverlag des
Verfassers.

Pater Adalbert Ehrenfried, der 1975 die
Wallfahrt „Maria zu den Ketten" in Zell a.
H. geschichtlich dargestellt hat, ist auf dem
Gebiet der religiösen Volkskunde tätig
geblieben und hat umsichtig und mit viel
Mühe die Bildstöcke und Wegkreuze von
Zell a. H., Nordrach, Oberharmersbach und
Biberach inventarisiert. Davon zeugen nun
zwei ansprechende Veröffentlichungen, zu
denen man sich weitere Hefte, vorab die
noch ungedruckten Inventare von Unterharmersbach
und Biberach, wünscht. Über
den engeren Bereich hinaus haben nämlich
diese Zusammenstellungen Vorbild-
Charakter und sollten zu ähnlichen Unternehmungen
anregen, denn nur wenige Orte
besitzen bisher solche Inventare, und überregionale
Erhebungen sind entweder sachlich
stärker begrenzt (wie Bernhard Loschs
z. Z. zum Druck vorbereitetes Steinkreuz-
Inventar für Baden-Württemberg) oder notwendigerweise
als knappe Auflistung angelegt
(wie die Denkmälerlisten des Landesdenkmalamtes
bzw. seiner Außenstellungen
). Dabei drängt die Zeit: als K. Fischer
1921 in der „Ortenau" die „Wegkreuze,
Bildstöcke und Marienbilder von Zell a. H."
kurz beschrieb, konnte er u. a. sechs bedeutendere
Denkmäler anführen, deren Verlust
nun P. Adalbert zu beklagen hatte, weil sie
„Opfer der veränderten Landschaft und des
Vergessens" geworden sind. Nicht um blinden
Sammeleifer geht es dabei. Gerade die
nun aus Zell und Nordrach vorliegenden
Dokumentationen lassen erkennen, welch
wertvolles Material für die Geschichte der
Volksfrömmigkeit, des religiösen und
rechtlichen Brauchtums, der alten Handwerkerkultur
und nicht zuletzt der sozialen
Verhältnisse, die Bildstock und Kreuz als
religiöse Merkzeichen hervorbrachten,
noch zu bergen ist. Und überrascht nimmt
man zur Kenntnis, welch reichen Bestand
an religiösen Kleindenkmälern doch auch
der Schwarzwald zu bieten hat, wenn die
weicheren Gesteinsarten dafür zur Verfügung
gestanden sind und man nicht, wie
weiter südlich, auf das rasch verwitternde
Holz angewiesen war.

In den beiden Sammlungen sind alle Denkmäler
der genannten Art, auch die jüngsten,
systematisch zusammengestellt und nach
ihren Standorten der Reihe nach beschrieben
, außerdem meist im Bild vorgestellt
(Fotos, z. T. Zeichnungen von J. Frank bzw.
G. Torge). So ergibt sich zugleich ein
Überblick über die Entwicklung vom 17. bis
zum 20. Jahrhundert und fordert zu Vergleichen
mit anderen Bildstocklandschaften
heraus. Anders als im formenreicheren
fränkischen Bereich verlief diese Entwicklung
: der Bildstock läßt noch die Herkunft
vom hölzernen Stock mit eingehauener
Nische ahnen, und die einmal gefundene
Form des gedrungenen Schaftes mit aufgesetztem
Bildhäuschen wurde beibehalten,
so daß die im Zeller Heft S. 52 abgebildete
barocke Relieftafel sofort als hierher verpflanzter
Fremdling ins Auge springt und
nur die nach 1850 aufgestellten hohen
Kreuze (vom Typus des Missionskreuzes
beeinflußt?) einen stärkeren Formenwandel
mit sich brachten.

Stärker als andernorts blieb der Bildstock
auch im Totenbrauch verwurzelt. Wo in den
Inschriften die Stiftungsanlässe genannt
sind, handels es sich fast immer um tödliche
Unglücksfälle oder gar Morde, und der mit
einer älteren Vorgeschichte belastete
Brauch, dem Totengedächtnis ein öffentliches
Zeichen zu setzen, sprach sich deutlich
auch in weitreichender sozialer Verpflichtung
und in besonderer Langlebigkeit aus.
So setzte selbst die uneheliche Mutter
ihrem verunglückten Sohn, einem armen
Knecht, am Unglücksort ein Totenmal (Zell
a. H., S. 65 und 67), und noch 1899 wurde
einer Ermordeten („durch dritter Hand
gestorben") ein steinernes Hochkreuz errichtet
, 1930 einem Verunglückten ein
ebensolches und 1942 einem Förster ein

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