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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 304
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0306
Holzkreuz (Zell a. H., S. 66, 49 und 60).
Erneute Todes- und Unglücksfälle trugen
zur Erhaltung und Wiederverwendung der
alten Denkmäler bei (Zell a. H., S. 22, 46, 51);
weit seltener aber sind solche zum Dank für
Rettung aus Gefahren errichtet worden, zur
allgemeinen Anheimstellung bei Gott oder
zur Verherrlichung der Heiligen und der
Gnadenbilder der Wallfahrtsorte. Der von
einer Wallfahrt nach Zell zeugende Bildstock
von 1753 ist deshalb errichtet worden,
weil der Waller unterwegs vom Blitz erschlagen
wurde (Nordrach, S. 37). Auch die
Sage kennt noch die alte Bedeutung von
Kreuz und Bildstock und berichtet fast
immer von Unglücksfällen. Daß sie freilich
nicht als historisch exakte Überlieferung
mißverstanden werden darf, davor warnt
das gleiche Nordracher Beispiel, denn entgegen
der Aussage der Bildstockinschrift
und des Totenbuches läßt die Sage den
Waller-Bildstock für einen im Schnee Erfrorenen
errichtet sein.

Sehr wertvoll zum Verständnis des ausgebreiteten
Materials ist die Mitteilung aller
erreichbaren mündlichen und schriftlichen
Überlieferungen zu den einzelnen Denkmälern
(bis hin zu Einträgen in den Pfarrmatrikeln
, die bei fehlenden Inschriften oft
das Nötige ergänzen konnten). Aus diesen
Mitteilungen ist noch manches Interessante
zu erheben, so etwa auch zum volksmedizinischen
Brauchtum (vgl. Zell a. H., S. 24,
zu einer bei Krankheiten aus einem Bildstock
„ausgeliehenen" Pieta) oder zum
volkstümlichen Geschichtsverständnis, das
Hitler (!) die Baugenehmigung für eine
Kapelle erteilen läßt (Zell a. H„ S. 29) und
ein altes Bannkreuz nachträglich zum
„Schwedenkreuz" umfunktioniert (Zell,
a. H., S. 16). Zu der unklar gebliebenen
Bedeutung der Nischen seitlich oder rückwärts
am Bildstock ist zu bemerken, daß
hier wohl kleine Wetterkreuze oder sonstige
Amulette eingemauert waren, die dem
Bildstock z. T. auch wetter- und unheilbannende
Kraft verliehen (vgl. Badische
Heimat 32, 1952, S. 237 ff.).

Für spätere Hefte sei angeregt, auch die nur
noch literarisch zu erschließenden Denkmäler
mitaufzunehmen und den Gesamtbestand
durchzunumerieren, so daß jedes
Objekt leicht identifiziert werden kann. Mit
Hilfe der Nummern könnte auch zwischen
Bildern und Text eine deutlichere Verbindung
hergestellt werden. Außerdem sollten
die Maßangaben nach einheitlicherem System
erfolgen. Für alles weitere aber können
die Hefte nur einmal mehr als Vorbild
empfohlen werden.

P. Assion

NB. Das Vorwort, das sich wortgleich in
beiden Heften findet, wurde im Jahresband
1979 abgedruckt. (S. )

Adalbert Ehrenfried, Franz Joseph Ritter
von Büß

Zum 100. Todestag (1977)
Das Kinzigtal scheint ein guter Nährboden
für eigenwillige Persönlichkeiten zu sein.
Zu ihnen gehört neben Heinrich Hansjakob
auch der mit ihm befreundete Universitätsprofessor
Hofrat Franz Joseph Ritter von
Büß aus Zell am Harmersbach. Der Erinnerung
an diesen Mann, der im 19. Jahrhundert
der Führer des südwestdeutschen Katholizismus
war, aber heute vergessen ist,
dient die aus Anlaß seines 100. Todestages
erschienene Schrift. Der Verfasser hat keine
Biographie von Büß verfaßt, er will auch
keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse
über seinen Mann vermitteln. In
schlichter Erzählweise zeichnet er ein liebevolles
Bild des Hofrats als Wissenschaftler,
Politiker, Sozialreformer, Volksfreund,
Christ u. a. An Hand vieler bezeichnender
Zitate führt er in das Denken dieses unruhigen
, kämpferischen Mannes ein. Seine Bedeutung
für heute liegt vor allem darin, daß
er 1837 als Mitglied des Ständehauses des
Badischen Landtags zum ersten Mal in
einer deutschen Volksvertretung auf die
verheerenden Folgen der Industriealisie-
rung und das Elend der Fabrikarbeiter
hingewiesen und Maßnahmen zu ihrer wirtschaftlichen
und sozialen Besserstellung
gefordert hat.

H. Sehn.

Hansjakob-Jahrbuch VI.

Im Auftrag der Heinrich -Hansjakob -
Gesellschaft herausgegeben von Prof. Dr.
Waldemar Kampf und Prof. Dr. Max Weber.
Freiburg (1978).

„Daß dieser Krieg ... so schreckliche
Wirkungen hat, kommt daher, daß die europäischen
Staaten seit Jahren bemüht
waren, immer furchtbarer wirkende Mordwaffen
zu erfinden." - Diese Worte Heinrich
Hansjakobs aus dem Jahre 1915, die im
Zeitalter des immer wahnsinniger werdenden
Rüstungswettlaufs eher an Aktualität
gewonnen als verloren haben, finden sich in
der 40 Stücke umfassenden Korrespondenz
mit Marie v. Droste-Hülshoff, einer Groß-

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