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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 52
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sterstiftung „Unserer Lieben Frauen Werk", seit dem Ende des 13. Jahrhunderts
ganz in der Hand der Stadt Straßburg; ein Viertel besaßen die Böcklin
von Böcklinsau und je ein Achtel das Haus Baden und das Haus Nassau. Da
die Reichsstadt auf dem rechten Ufer ein mächtiges Territorium, auch nicht
als Brückenkopf, nie erreichte, hatte die Zersplitterung und die vielschichtigen
Rechtsverhältnisse auf dem gegenüber liegenden Ufer für die Stadt auch Vorteile
.

In innerdeutschen Auseinandersetzungen war der Rheinübergang manchmal,
in den Jahrhunderten des habsburgisch-französischen Gegensatzes aber sehr
oft umkämpft. Vor 300 Jahren, nach dem „holländischen Kriege", einem der
vier Angriffskriege Ludwigs XIV., erhielt Frankreich hier im Frieden von
Nimwegen 1679 — herausgeschnitten aus der Gemarkung des Dorfes Ur-Kehl
— rechtsrheinisches Gebiet, um einen militärischen Brückenkopf durch die
Errichtung einer Vauban-Festung vorzubereiten, im Bereiche der heutigen
Großherzog-Friedrich-Straße, des Bahnhofes und der Hafenkaserne. Dies geschah
zwei Jahre bevor die Reichsstadt französisch wurde. Die Bewohner
mußten sich außerhalb des nun französischen Gebietes niederlassen, südlich
und südöstlich davon, beim kleinen „Mitteldorf" der einst vom Rheine vertriebenen
Iringheimer. So entstand mit der Kehler Festung ein, auch weiterhin
als Condominat, neues deutsches Dorf Kehl. Innerhalb der Festung war ein
Gemeinwesen von Zivilisten, zunächst von Bäckern, Metzgern, Wirten und
Kaufleuten vorgesehen. Zusammen mit der nach 1681 errichteten Straßburger
Vauban-Festung sicherten die beiden Festungen dem Besitzer den Rheinübergang
.

Vauban-Festung und Stadt

Die Kehler Festung war fünfmal in französischem Besitz; fast immer war der
lOmalige Herrschaftswechsel mit einer Vernichtung und mit tiefgreifenden
Veränderungen in der Zusammensetzung der Bevölkerung verbunden. Am
Ende des „Pfälzischen Krieges" verlieh der Kaiser 1698 die nunmehrige
Reichsfestung dem „Türkenlouis", welcher den in der Festung sich Niederlassenden
, zu diesem frühen Zeitpunkt, Religionsfreiheit gewährte. Während
einer 60jährigen Friedenszeit — einer goldenen Zeit für Kehl — erhielt das innerhalb
der Festung entstandene Gemeinwesen durch Markgraf Karl Friedrich
1774 die Stadtrechte. In den 20 Jahren der Französischen Revolution und Napoleons
, meist waren es Kriegsjahre, waren Stadt und Dorf Kehl fast völlig
zerstört und die Bevölkerung beider Gemeinden oft auf der Flucht. 1813 mußten
Weinbrenner und Tulla auf Anordnung der badischen Regierung für beide
Gemeinden Pläne für die Verlegung nach Osten entwerfen!

Der Wiener Kongreß befahl die völlige Schleifung der Festungsanlagen. Beide
Gemeinden, nun ohne trennende Festungsmauern und auch nicht mehr territorialpolitisch
gespalten und zersplittert, gehörten jetzt zum gleichen Staats-

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