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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 55
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worden war, weil für Kehler Schüler alle Straßburger Schulen durch die elektrische
Straßburger Straßenbahn in 20 Minuten erreichbar seien. Beide Gemeinden
waren zusammengebaut, die Gemarkungen griffen z.T. ineinander
über. Die Gemarkung des 24mal größeren Dorfes umschloß das Gebiet der
Stadt auf allen 4 Seiten zangenförmig — nicht einmal der Aufgang zur Rheinbrücke
erfolgte auf städtischem Boden, so daß das Dorf die Kosten der
Brückenbeleuchtung mittragen mußte.

Der Rheinhafen war von der badischen Eisenbahnverwaltung um die Jahrhundertwende
errichtet, das Gebiet größtenteils durch den badischen Staat
von der Gemeinde Auenheim gekauft, dann von deren Gemarkung abgetrennt
und der Gemeinde Kehl-Dorf zugeschlagen worden. Die Angliederung an die
Stadt, was für die Entwicklung des Hafens vielleicht günstiger gewesen wäre,
mußte unterbleiben, weil zwischen die Stadt und das von Auenheim abgetrennte
Gebiet ein großes Stück der Gemarkung von Kehl-Dorf einsprang. Für
Ausbau und Besiedlung des Hafens war es bisher von großem Nachteil, daß
die Verwaltung und Leitung der beiden so nahe aneinander liegenden Gemeinden
zu Unzuträglichkeiten führten und führen mußten.

Dietrich erreichte schon 1910 die Vereinigung

Zwei Hauptgründe waren es, welche der neue Stadtbürgermeister ins Feld
führte: die einheitliche Gemeinde kann die Aufgaben beider besser lösen, und
die Stadt kann sich überhaupt nicht erweitern, sie ist klein und fast ganz überbaut
, wenn sie auch über große Gärten verfügt; die Ansiedlung von Industrie
und Gewerbe ist nur auf der Gemarkung des Dorfes möglich, so ist die Zusammenlegung
unerläßliche Voraussetzung für eine gedeihliche Entwicklung
beider Gemeinwesen und des Rheinhafens. Es war ja eine reiche Braut, dieses
Dorf Kehl: nicht nur war seine Gemarkung sehr umfangreich, sondern es besaß
auch 500 ha Gemeindebesitz mit großen Ackerflächen am südlichen Gemarkungsrand
, außerdem befanden sich im Hafengebiet 200 ha in staatlichem
Besitz.

Dietrich behandelte die beiden Gemeinden als gleichberechtigte Partner, er
wollte nicht einfach eingemeinden, er wollte beide zusammenlegen. Dadurch
überwand er die psychologischen Widerstände der Dorf-Kehler. Schon nach
anderthalb Jahren gelang ihm durch Überzeugungskraft und kluge Taktik die
Vereinigung. Als Rathaus der neuen Gesamtgemeinde wählte er nicht eines
der bisherigen Rathäuser, sondern ein Gebäude, das an der Grenze beider Gemeinden
lag und als Kaserne und als Schule verwendet worden war. Die Bürger
des Dorfes erhielten, mit ihrer Zustimmung, 450 000 Goldmark als Ablösung
für die Allmendgüter ihrer bisherigen Gemeinde, die Verteilung erfolgte
unter die 700 berechtigten Bürger und ihre Anwärter, die Summe sollte und
konnte aus der Verpachtung verzinst und getilgt werden. Die neue Stadtge-

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