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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 56
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meinde kam auf diese Weise von vornherein und für lange Jahrzehnte in den
Besitz des für Erweiterungen erforderlichen Baugeländes.

Im Landtag wies der liberale Abgeordnete Friedrich Sänger, Diersheim, bei
der Vorlage des Gesetzes über die Vereinigung darauf hin, daß, wenn diese
früher erfolgt wäre, niemals eine private Firma die Genehmigung für das Wasserwerk
erhalten hätte und man auch das Gaswerk recht günstig hätte erwerben
können. Der Abgeordnete aus dem Hanauerland führte noch ein weiteres
Argument an: „Die Vereinigung liegt weiter sehr im Interesse eines geordneten
Schulbesuches der 60 oder 70 im Hafengelände wohnenden Schulkinder,
die z.Zt., weil der Hafen auf der Gemarkung Dorf-Kehl liegt, gezwungen
sind, nach Dorf-Kehl zur Schule zu gehen, also jeden Tag an den städtischen
Schulhäusern vorbeigehen und einen Weg von etwa 2,6 Kilometer zurücklegen
müssen, bis sie in Dorf-Kehl in ihre Schule gelangen"

Nach gründlicher Vorbereitung 1909 durch Bürgermeister Dietrich wurde die
Vereinigung mit Wirkung vom 1. Januar 1910 rechtskräftig. Der Bürgerausschuß
von Dorf-Kehl hatte die Vereinbarung mit 61 gegen 5 Stimmen und der
von Kehl-Stadt einstimmig angenommen. Auch in den beiden Kammern in
Karlsruhe erfolgte im Dezember die einstimmige Annahme.

Erstaunliche Wandlung des Gesichtes von Kehl

Ziel des Bürgermeisters war es, Kehl zu einem weitgehend selbständigen Gemeinwesen
zu machen und ihm den Charakter eines bloßen Vorortes zu nehmen
, zunächst besonders durch Bau von Wohnungen und durch Ansiedlung
von Gewerbe und Industrie. Die Erweiterung der Stadtgemeinde konnte nicht
erfolgen im Norden wegen der Bahnhofanlagen und wegen des Hafens, auch
kaum im Osten, wo das damalige Bett der Kinzig die Ausdehnung begrenzte;
auch im Süden war die Erweiterung außerordentlich erschwert, weil bei den
damaligen Verkehrsverhältnissen die Entfernung zum Hafen und zum Bahnhof
zu groß war und dort keine Straßenbahnverbindung bestand. Die Ausdehnung
nach dem Westen erwies sich als viel günstiger: hier befand sich die
„Kommissionsinsel", ein 50 bis 60 ha großes Gelände, bis zur Tulla'schen
Rheinkorrektion eine Insel, zuletzt wenig genutzt und wenig fruchtbar, vom
Dorf in die neue Gemeinde eingebracht und nahe der Brücke, dem Bahnhof
und dem Hafen gelegen; in wenigen Minuten konnte auch die Straßenbahn erreicht
werden. Die hohen Baupreise in Straßburg würden, so rechnete der Bürgermeister
, Interessenten anlocken.

Bereits im Herbst 1911 genehmigte der Bürgerausschuß das ganze Projekt im
Grundsatz und den ersten Teil der Erschließung. Der neue Stadtteil, ein „Villenviertel
", sollte in offener Bauweise erstellt, Gärten besitzen und höchstens
zweistöckige Häuser und kein Gewerbe erhalten, ähnlich jenem Straßburger
Stadtteil, dem Stockfeld, das Bürgermeister Rudolf Schwander damals errich-

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