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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 59
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die Regulierung des Tulla-Rheines einsetzten. „Kanal oder freier Rhein" wurde
zum Kampfruf von Freund und Feind der Rheinregulierung. Die Errichtung
eines Seitenkanals hätte dem Hafen Kehl sehr geschadet. Endlich, 1905,
siegten die Befürworter der Schiffbarmachung des Stromes. Sie haben sich
zum Ziele gesetzt, mit Hilfe des Einbaues von Buhnen in den meisten Wochen
des Jahres eine Wassertiefe von 2 Metern in der Fahrrinne zu erreichen. In den
Jahren 1911 bis 1913 wurden durch die Regulierung des Stromes ab Sondernheim
bei Speyer Straßburg und Kehl Endhäfen der verbesserten und regelmäßigen
Schiffahrt, wodurch auch die Ansiedlung von Industrie erfolgen
konnte.

Hermann Dietrich hat in den fünfeinhalb Jahren seiner Kehler Tätigkeit Erstaunliches
geleistet und hat das Gesicht der Stadt gewandelt: er hat mit der
Vereinigung der beiden 231 Jahre getrennten Gemeinden die kommunale
Zersplitterung beendet und damit die Voraussetzung für eine gute Entwicklung
geschaffen. Die Durchführung der Kanalisation, der Kauf des Wasserwerkes
, die Erschließung und Bebauung der „Insel", der weitere Ausbau des
„Schreiberfeldes" und die Planung des „Mittelplatzes" sind weitere Leistungen
jener Jahre. Durch die direkte und indirekte Förderung des Rheinhafens
wurde dieser immer mehr die „Lebensader" Kehls. Am Altrhein entstand ein
großes Schulgebäude, den Bau des Krankenhauses der Bezirksstadt bereitete
Dietrich noch vor. Es konnte 1916 bezogen werden. Als nach 1918 den Kehlern
Straßburg völlig verschlossen war, erkannte mancher, wie segensreich das
Wirken des Bürgermeisters auch auf dem Gebiete der Gesundheitsförderung
geworden war.

1951 anläßlich der Verleihung der Ehrenbürger-Würde durch die noch zur
Hälfte evakuierten Stadt Kehl schrieben wir in der „Kehler Zeitung" über sein
Wirken in Kehl:

„Bürgermeister Dietrich hat in wirklichkeitsnahem, fortschrittlichem
Geiste, mit Tatkraft und schöpferischer Planung das junge Gemeinwesen
auf feste Grundlagen gestellt, ihm auf Jahre hinaus Richtung
und Aufgabe verpflichtend gewiesen".

Parlamentarier und Kommunalpolitiker

Im Januar 1912 schon begann Dietrich's Laufbahn als Parlamentarier: in einer
Ersatzwahl wurde er als Abgeordneter der Nationalliberalen Partei für
den Wahlkreis Kehl in die Zweite Kammer des badischen Landtages gewählt.
Von etwa 5 000 Stimmen des Wahlkreises fielen 4 200 auf den Bürgermeister
von Kehl, den mit 32 Jahren jüngsten Abgeordneten. Er vertrat die jungliberale
Richtung, welche das Zentrum bekämpfte und eine freundliche Haltung
gegenüber den revisionistisch eingestellten badischen Sozialdemokraten einnahm
. Charakteristisch für Baden war die Bildung des „Großblockes", eine
gegen das Zentrum gerichtete wahltaktische koalitionsähnliche Vereinbarung

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