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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 60
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zwischen den Liberalen und den Sozialdemokraten mit dem Ziel der gegenseitigen
Unterstützung bei den Stichwahlen. Die Themen, über welche Hermann
Dietrich im Landtage sprach, waren sehr verschiedenartig: Landwirtschaft,
Beamtenbesoldung, Anleihepolitik der Gemeinden, Wohnungsbau, Rationalisierung
und Vereinfachung der Verwaltung und Verwertung der Wasserkräfte
des Oberrheines — alles Gebiete, schreibt Adelheid von Saldern, „mit denen
er sich auch später innerhalb des größeren Rahmens der Reichspolitik zu beschäftigen
hatte".

Als ausgezeichneter Kommunalpolitiker und Landtagsabgeordneter hatte er
sich im Lande einen guten Ruf erworben, so daß ihn die Stadt Konstanz im
März 1914 mit Stimmenmehrheit zum Oberbürgermeister wählte. Was hielt
und dachte der spätere badische und Reichsminister von der Selbstverwaltung
der Gemeinden und Städte? Der Politiker solle „die Verhältnisse und Zusammenhänge
zuerst in der kleinsten, aber wichtigsten Zelle des Gemeinschaftswesens
kennen"; er empfiehlt, den Freiherrn von Stein zu lesen als beste Ausbildung
: die Gemeinden sind lebendigste Urzellen, sie sind älter als der Staat
und haben all die Staaten überdauert. Für Dietrich gilt wie für seinen Straßburger
Kollegen Rudolf Schwander das Wort Stein's: „Der Weg der Kommunalpolitik
führt von der .Erprobung im Nahen' zur ,Wirkung ins Fernere'."

Auch als Oberbürgermeister von Konstanz begann er, trotz des Ausbruchs des
Weltkrieges, mit dem sozialen Wohnungsbau, mit Zuschüssen für billige Bauplätze
und für erträgliche Wohnverhältnisse der Arbeiter, wie er überhaupt
für Verbesserungen der Lage der Arbeiter eintrat und die Bedeutung dieses
Standes für den Staat erkannte. Er sorgte, auch durch unkonventionelle Maßnahmen
, für die Beschaffung von Nahrungsmitteln für die jetzt mit einem
Male von ihrem landwirtschaftlichen Hinterland, dem schweizerischen Thur-
gau, abgeschnittene Bevölkerung.

Badischer Minister des Auswärtigen 1918—1920

Der Zusammenbruch von 1918, welcher sich in Baden verhältnismäßig ruhig
vollzog, führte Dietrich schnell in die vorderen Ränge, zunächst in die der badischen
Politik. Durch die Heirat mit der Kehler Fabrikantentochter Elisabeth
Trick (1918) war er wirtschaftlich unabhängig geworden.

Bei der Parteiumgruppierung 1919 im liberalen Lager hatte er versucht, nur eine
liberale Partei in Baden entstehen zu lassen. Dieser Plan ließ sich nicht verwirklichen
. Als Angehöriger des linken Flügels der Nationalliberalen Partei
half er die Demokratische Partei zu gründen, während sich andere Liberale in
der Deutschen Volkspartei zusammenschlössen. Jetzt, nach dem Zusammenbruch
, war er der Ansicht, daß das Rad der Geschichte nicht mehr zurückgedreht
werden könne und daß die Monarchie der Vergangenheit angehöre. So
stellte er sich ganz auf den Boden der Tatsachen. Ordnung in das Chaos zu

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