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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 63
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Von 1928 bis 1930 war er Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft
in der Regierung Müller der Großen Koalition und im Kabinett Brüning von
1930 bis zum Sturz Brünings durch Hindenburg 1932, zunächst Wirtschaftsminister
, bald aber Reichsfinanzminister und Vizekanzler.

Das Schicksal Dietrich's und seiner Partei war eng mit dem der Regierung
Brüning verbunden. Adelheid von Saldern gibt in ihrer Dietrich-Biographie
ein Bild der drängenden Probleme, denen die Regierung Brüning-Dietrich sich
1930—1932 gegenübergestellt sah. Die Situation möge stichwortartig gekennzeichnet
sein: Weltwirtschaftskrise, Kampf um das Ende der Reparationen,
Arbeitslosenzahl über 5 Millionen, Hoover-Moratorium, Siedlungsprogramm
für den Osten. Zur Bekämpfung der furchtbaren Arbeitslosigkeit erklärte
man die Ostsiedlung als Teil des Arbeitsbeschaffungsprogrammes. Brüning
und Dietrich schätzten die volkswirtschaftlichen und sozialpolitischen Erwägungen
höher ein als die Rücksichtnahme auf ostdeutsche Grundbesitzer. Dietrich
's Absichten gingen dahin, „ein Drittel des Großgrundbesitzes, der hoffnungslos
verschuldet war, aufzukaufen und zu versiedeln".

Dietrich focht einen energischen, aber fast aussichtslosen Kampf; da die Regierung
fast ausschließlich mit Notverordnungen arbeiten mußte, setzte er sich
vieler Kritik und Mißverständnissen aus. Für ihn waren jedoch die Notverordnungen
keine Aushöhlung parlamentarischer Regierungsformen, sondern aus
der Not geborene Zwangsmaßnahmen, um überhaupt den demokratischen
Staat und die Republik regieren und retten zu können. Auch in seiner Partei
wuchs die Gegnerschaft.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Auf der Höhe seines Lebens stehend, schied Dietrich 1933 aus der politischen
Tätigkeit aus. Er arbeitete als Rechtsanwalt und zog sich oft in den Schwarzwald
, in sein Hofgut in Wildgutach bei St. Märgen, zurück. Nach dem Kriege
war er als einer der leitenden deutschen Ernährungspolitiker, zunächst für die
französische, dann für die amerikanische Zone und im Länderrat tätig. 1946
baten Dietrich und Schlange-Schöningen die Generäle Clay und Robertson,
die Lebensmitteleinfuhr nach Deutschland zu steigern und die Industrieproduktion
wieder zu ermöglichen. Bald übernahm Dietrich die Leitung des bizonalen
Ernährungsrates. Über seinen Vortrag bei Herbert Hoover berichtet
Reinhold Maier: „Er hatte seinen großen Tag. In knappster Darstellung erstattete
er in zwanzig Minuten ein Referat über die Lebensmittelsituation. Keine
Sparte war darin vergessen. Selbst für die Deutschen . . . war dieser konzentrierte
Vortrag eine unvergeßliche Repetitionsstunde der einschlägigen
Wahrheiten. Präsident Hoover und seine Herren waren sichtlich
beeindruckt".

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