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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 74
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wohnt dann an anderer Stelle der Stadt29. Der Pfarrer ist ein Mann von
Bildung er kann zumindest so viel Latein, daß er die Messe lesen kann,
das aber rückt ihn in den Kreis der Gesprächspartner des Stadtherrn.

Es bliebe noch die Rolle des Niederadels in der Stadt zu beleuchten. Vom
Deutschen Reich im 18. Jahrhundert wird gesagt, daß seine Einzelstaaten
sich nur in einer friedlichen Umgebung hatten halten können, d. h., daß
der größte Teil von ihnen einer kriegerischen Auseinandersetzung
überhaupt nicht gewachsen war. Das gilt genauso für den Niederadel des
Spätmittelalters, zumal er mit seinen Naturaleinkünften mit am meisten
unter dem Verfall der Agrarpreise zu leiden hatte. Niederadliger zu sein,
bedeutete am allerwenigsten, in Krieg und Fehde mit dem Nachbarn zu
leben oder den Umfang einer Herrschaft zu vergrößern, sondern es hieß,
auf Burgen zu leben, die man nicht mehr in Stand halten konnte und sich
im Dienst eines Reicheren, Mächtigeren sein Brot zu verdienen. Hier
aber kommt der spätmittelalterlichen Stadt eine besondere Rolle zu.
Niederadlige erwerben oft das Bürgerrecht einer Stadt, unterwerfen sich
so den Regeln einer Gemeinschaft und gelangen auf diese Weise zu einer
gemeinsam getragenen Adelskultur innerhalb der Stadt. Diese wirkt
dann natürlich auf die Stadtkultur zurück. Das aufstrebende Bürgertum
großer Städte wird darüber hinaus für den Adel attraktiv, sei es als
Heirats-, sei es als Geschäftspartner, und so finden wir bald ein
landadliges Bürgertum, z. B. die Klobelauch von Straßburg oder die
Sneweli von Freiburg. Lahr kann insofern als Handwerkerstadt keine
solche integrierende Funktion wahrnehmen. Dennoch finden wir mehrere
Geschlechter des Niederadels in Lahr ansässig. Auch sie dürften für
den Geroldsecker Stadtherrn wesentliche Gesprächspartner gewesen
sein. Einer der Gründe, sich als Niederadliger in die Stadt zurückzuziehen
, war natürlich die Eingliederung in die Selbstverteidigungsgemeinschaft
des Bürgertums. Aus den anderen Gründen, wie sie eben dargelegt
wurden, können wir seine Interessen bezüglich der Stadt entwickeln.

Politisch gesehen lag ihm an einer ruhigen Entwicklung, da bei
kriegerischen Ereignissen, sei es mit der Stadt als Beteiligtem oder als
Leidtragendem, in jedem Fall seine Besitzungen außerhalb der Stadt in
Mitleidenschaft gezogen wurden. Dies traf ihn in seiner Existenzgrundlage
, da er weiterhin von seinen Einkünften aus Grundbesitz lebte.
Wirtschaftlich gesehen war die Stadt für ihn erster Abnehmer seiner
landwirtschaftlichen Überschüsse. Das gilt übrigens für jeden Großgrundbesitzer
der Umgebung, sei es Lahrer Prior, Schutterner Abt oder
Burgheimer Bannherr. In der Stadt wurden die Preise gemacht, und nur
wirtschaftlich gesunde Abnehmer des Angebots konnten ein hohes
Preisniveau halten. Über diesen Kreis der Stadtbürger hat Winfried

29 Stadtarchiv Lahr U I 1 (1403, Februar 6).

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