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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 84
(PDF, 71 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1980/0086
Allmende-Gut war sein Ort Ettenheim und die hinzukommenden
Mitgenossen.

6. „Basilica Sancta Maria"

Der Kern der Rechte des Klosters in Ettenheim sind seine Rechte an der
Kirche, der alten Mutterkirche der Mark. Im Eddo-Testament von „762"
wird dem Kloster „die basilica Unseren Rechts in Ettenheim zu Ehren der
hl. Maria" samt den Zehnten des Kirchspiels zugesprochen, und das mag
stimmen, wenn auch die Stelle umstritten ist (wie das ganze Testament)
und diese berühmte basilica13 und ihr Patronat in keiner anderen Quelle
mehr vorkommt. Die altehrwürdige Ettenheimer Tradition mindestens
seit J. B. Kolb14, sie habe in der Unterstadt beim Freihof gestanden und
sei 1637 mit der Stadt zerstört worden, ist unhaltbar und beruht vielleicht
auf einer Verwechslung mit einer 1302 genannten Kapelle des Klosters im
Immunitätsbezirk des Klosterhofs. Aber schon im 16. Jahrhundert wurde
die damals dort ausgemachte Frühmesse lange nicht mehr gelesen.15
Wenn die basilica-Stelle von den Verfälschern um 1120 interpoliert
worden ist16, müßten sie immerhin zu ihrer Zeit ein Ettenheimer
Marienpatrozinium gekannt haben. Der erste Patron ist aber eher der
jetzige Nebenpatron (neben Bartholomäus), der hl. Martin, als die
Gottesmutter gewesen; ein Straßburger Urbar liefert im folgenden einige
Hinweise dafür. Ein simpler Abschreibfehler würde das Problem lösen:
denn das Testament ist nur durch eine Kette von Abschriften überliefert
.17 Dabei wechselt z. B. die Schreibung der Eigennamen sehr stark.
Mehrfach ist in der Urkunde von der Straßburger Patronin, der
„sancta/beata Maria" die Rede: das könnte zu einem frühen Übertragungsfehler
verleitet haben: statt „in honore sancte Marie" könnte,
paläographisch gut möglich, die originale Formel: „in honore(m) sancti
Marti(n)i" gelautet haben.

In der ersten Zeit dürfte die geistliche Erschließung und Betreuung der
Mark eine Aufgabe des Klosters gewesen sein. Nur natürlich, daß ihm
das Patronat der Hauptkirche zugesprochen war, auch Teile des
Kirchenzehntens (später, aber niemals unbestritten, der ganze). Über alle
Einkünfte der Kirche hat es nicht verfügt; diese konnte es erst mit der

13 Es ist hier nicht die „Basilika" als Stilbegriff gemeint. Sie heißt so nach ihrem Rang als
selbständige Kirche (wie daneben Rust, Epfig, Benfeld).

14 Lexicon usw. I (1813) s. v. Der Artikel stammt vermutlich von dem Altdorfer Pfarrer
Tritschler.

15 GLA 67/593 Kloster Ettenheimmünster, S. 221.

16 „Die auf die Kirchen bezügliche Stelle scheint mir aus sprachlichen und sachlichen
Gründen nicht echt zu sein" (G. Wunder, Das Straßburger Landgebiet. Berlin 1967, S. 69,
A. 9). „Mehr Vertrauen (zu) dieser Quelle" hat F. Schultz, Ortenau 58, 1978, S. 157; was
den Inhalt angeht, möchte man sich ihm anschließen.

17 1665 wurde eine beglaubigte Kopie angefertigt, aber nur von einer älteren, 1457
beglaubigten Abschrift, der wiederum nur eine im Jahr 1121 (!) angefertigte
„Erneuerung" des verlorenen Originals vorlag.

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