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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 98
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liegt „versus Krentzenbach" (67 v). Eine der begüterten Familien, die
Sippe „Krantz" (Conradus, Bertholdus, Johannes Krantz) ist dort reich
vertreten; von ihr haben der Bach und das heutige Gewann Kretzenbach
den Namen. - Im Pfaffenbach hat ein gewisser Conradus Vinsterwalt
Besitz (68 r); es wird kein Zufall sein, daß es nahebei noch heute den
Flurnamen „Finsterwäldele" gibt. - Das Thomastor wurde schon
erwähnt. Nicht weit vom Thomastor lag die „gebünde" (71 r, 72 r), die
„gebunde vndewendig der stat" (73 r), auch „ortus dictus bunde" (71 r)
genannt: ein von der allgemeinen Feldflur ausgenommenes, darum
gartenmäßig umzäuntes, größeres Stück Land für gehobenen Anbau.
Daraus ist, durch Entrundung und Assimilation, über bind und bindle
(1698: bini) das heutige „Bienle" geworden. - „Im vohenloch" (69 r, 72 v)
müßte Buloch geworden sein, ebenso „bultzburne" (70 r) zu Filzbrunnen.

„Zuo deme Rade" (69 r, 72 v) hat sich in den „Radackern" erhalten; die
Sage vom „guten Rat" hat den Namen volksetymologisch ausgedeutet.44 -
„Ander Hochstraße" (71 v) verweist auf jene, auchimBerain 5623 für den
Ringsheimer Bann belegte, offenbar alte, vielleicht römerzeitliche Straße
hin, deren schnurgerader Verlauf durch die heutigen Gemarkungen von
Herbolzheim, Ringsheim, Ettenheim, Orschweier, bis Mahlberg sich
noch verfolgen läßt. Stumpfwinklig abbiegend besteht nach Süden hin
Anschluß an alte Heer-, Diet- und Königswege zum nördlichen Kaiserstuhl
, nach Norden hin über Lahr/Burgheim bis ins Kinziger Tal.

Bedeutsam für die ältere Kirchengeschichte Ettenheims erscheinen zwei
vergessene Namen, der „Garten" und die „Quelle (Brunnen) des hl.
Martin": de orto sancti Martini (72 r) und apud fontem sancti Martini (71
v). Sankt Martin, der fränkische Nationalheilige, ist heute Nebenpatron
der Kirche, neben dem Gerber-Patron Bartholomäus.45 Es fragt sich, ob
die Lagebezeichnungen unseres Urbars nicht auf den alten, eigentlichen
Kirchenheiligen hindeuten. Zudem ist Martini seit je der Ettenheimer
Hauptmarkttag und wichtigster Zinstermin. Martinskirchen reichen
meist in die frühe, fränkische Zeit zurück. Wir wissen heute, daß die alte
Ettenheimer Pfarrkirche immer auf dem Kirchberg, höher als die
heutige, gestanden hat. Es ist diese Chorturmkirche, die 1637 zerstört und
1651 wiederaufgebaut wurde.46 Der Umstand, daß sie samt dem Friedhof

44 Einem Ettenheimer fiel die Wahl zwischen einem Mädchen aus Straßburg und einem aus
Freiburg schwer. Er ließ eines Tages sein Pferd entscheiden, ob es nach Süden oder
Norden reiten wolle. Zunächst ging das Tier in Richtung Altdorf oder Straßburg,
wendete dann aber am Radacker gegen Freiburg, was er zu seinem Glück als „guten
Rat" und Wink des Himmels akzeptierte.

45 Im Tennenb. Güterbuch steht schon ein Hinweis für eine Ettenheimer Verehrung des hl.
Bartholomäus: die Stiftung eines Jahrtags an seinem Tage in Tennenbach durch die
Witwe desselben U lrich Hafener, dem auch die Stiftung (1326 von der Stadt bestätigt und
erweitert) der Kaplanei in Ettenheim zu verdanken ist.

46 Vgl.: Ettenheim. Geschichte usw., S. 91 - 95.

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