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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 114
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Zwar gab es in der Landvogtei keine evangelischen Pfarreien mehr. Ob aber
alle ihre Bewohner zum alten Glauben zurückfanden, ist ungewiß, denn 1576
beschwerte sich der Vogt von Ortenberg beim Amtmann von Willstätt, daß
die Prädikanten von Kork, Sand und Willstätt sowie anderen Orten des Will-
stätter Amtes Untertanen und Hintersassen der Landvogtei das Abendmahl
unter beiderlei Gestalten in ihren Kirchen und heimlich in Häusern spendeten.
Außerdem halte ein Prädikant auf Befehl des Willstätter Amtsmannes Predigten
im Korker Wald und verbittere damit das Volk.Er wird aufgefordert, dieses
den Prädikanten zu untersagen, andernfalls der Vogt gegen sie einschreiten
werde.34

Trotz aller Anstrengungen Friedrichs, sich die Gunst König Ferdinands zu sichern
, kündigte dieser 1549 den fürstenbergischen Anteil an der Landvogtei
und kaufte ihn 1551 zurück. 1557 erwarb er auch den bischöflichen Anteil.
Seitdem war die Ortenau habsburgisch.

In der Folgezeit schlössen sich die konfessionsverschiedenen Gebiete streng
voneinander ab, so daß man sich mied und kaum Beziehungen untereinander
duldete. Der Wille zur Überwindung der Gegensätze und zum Abbau der
Spannungen wurde vor allem geweckt durch die Aufklärung und ihren Glauben
an die Vernunft. Einen Schritt hierzu bedeutete das Toleranzedikt Kaiser
Josephs IL von 1783, das den Protestanten mehr staatsbürgerliche Rechte und
private Religionsausübung gestattete. Es galt auch für die Landvogtei Ortenau
, die seit 1771 wieder zu Österreich gehörte. Vor allem die liberale Verfassung
des Großherzogtums Baden, dazu die Entwicklung von Handel und Industrie
im 19. Jahrhundert trugen dazu bei, die Gegensätze abzubauen und die
Menschen aus verschiedenen Landschaften zusammenwachsenzulassen. Da
die Zugehörigkeit zu einem bestimmten religiösen Bekenntnis meist das Werk
der staatlichen Obrigkeiten war, hatten die Untertanen auch keinen
Grund,einander ihre Konfessionsverschiedenheit vorzuwerfen oder auch nur
zu verdenken.

34 GLA Landvogtei Ortenau 119.

Auch in evangelischen Orten gab es nach Durchführung der Reformation noch Anhänger
der alten Kirche. So führen noch heute die Einwohner von Memprechtshofen den Spitznamen
„Römer", vermutlich weil ihre Vorfahren noch längere Zeit nach dem katholischen
Gamshurst zur Messe gingen.

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