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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 124
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er einmal zu Christian Ludwig Neuffer äußerte, der die beiden Dichter zusammenführte
. Neuffer verlobte sich 1793 mit Rosine, Stäudlins Schwester, die im
Frühjahr 1795 starb. Stäudlin veröffentlichte 1792 und 1793 als erster Hölderlins
Gedichte und empfahl „den gewiß nicht wenig versprechenden Hymnendichter
" Schiller für eine Hofmeisterstelle bei Frau von Kalb.6

Solch herzliche Freundschaften hatte Stäudlin in jenen Jahren bitter nötig,
denn seit seiner Fortführung der „Chronik" nach dem Tode Christian Schu-
barts am 10. Oktober 1791 war er in folgenschwere Schwierigkeiten mit der
Zensur geraten. Völlig ungerechtfertigt wurde er wegen zweier von der Zensur
nicht beanstandeter Beiträge seines Mitherausgebers Ludwig Schubart in der
„Fortgesetzten Schubartschen Chronik" vom 3. Juli 1792 zur Rechenschaft
gezogen. Er wurde zu einer Arreststrafe von drei Tagen verurteilt und sollte eine
vorgeschriebene Abbitte in der „Chronik" veröffentlichen. Da er entschieden
gegen das Urteil protestierte und den Rechtsweg einschlagen wollte, wurde
er unter starkem erpresserischem Druck — „so solle er nur ja an keine Versorgung
mehr denken, sein Vater und seine Geschwister würden es büßen
müssen"7 — genötigt, davon abzusehen. Dafür wurde ihm der Widerruf gnädigst
erlassen. Wegen eines Verstoßes gegen die Zensur wurde er im Januar
1793 mit einer Geldstrafe von zehn Reichstalern belegt. Nachdem der Reichshofrat
in Wien am 27. März 1793 den Vertrieb der „Chronik" durch die
Reichspostämter unterbunden hatte, entzog ihm schließlich Herzog Karl Eugen
am 24. April das dem Journal gewährte Privileg.8 Stäudlin geriet in schwere
finanzielle Bedrängnis, nicht zuletzt auch im Zusammenhang mit dem Tod
seines Vaters am 21. Mai 1794. Adolf Beck deutet das aus jener Zeit stammende
und Stäudlin gewidmete Gedicht Hölderlins „Griechenland. An St." als
einen Versuch, das Selbstbewußtsein des Freundes aufzurichten.9

Für Stäudlin war sein Aufenthalt in Stuttgart unhaltbar geworden. Angesichts
seiner begeisterten Anteilnahme für die Französische Revolution, die er in Gedichten
und in der „Chronik" unverhüllt äußerte10, konnte er mit keiner Protektion
des Herzogs rechnen, so sehr er auch die Partei der Girondisten ergriff
. Er suchte Zuflucht bei seinem Freunde Ludwig Hofacker in Nagold, der
als Anführer des Nagolder „Jakobinerklubs" galt." Da sich der Stadtschreiber
Hofacker offensichtlich nicht an sein früheres Anerbieten halten wollte,

6 Paul Böckmann, Hymnische Dichtung im Umkreis Hölderlins. Eine Anthologie, 1965,
S. 319.

7 Strasburgisches politisches Journal, eine Zeitschrift für Aufklärung und Freiheit, herausgegeben
durch Friedrich Cotta, Bürger von Frankreich, Zweiter Band für 1792, Strasburg in
Frankreich, im vierten Freiheits-Jahr, S. 970 f.

8 Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand A 8 Bü. 370, 371.

9 Adolf Beck, Hölderlins Weg zu Deutschland. In: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts
1977, Tübingen 1977, S. 222 ff.

10 Vgl. dazu den Aufsatz des Verfassers „Stäudlin und die Französische Revolution", der im
„Jahrbuch des Instituts für Deutsche Geschichte", Bd. X, 1981, in Tel Aviv erscheinen
wird.

11 Uwe Jens Wandel, der Nagolder Jakobinerklub. In: Nagold — Bild einer Stadt, Heft
4/1979.

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